Warum Du sehr misstrauisch sein solltest, wenn Du auf eine Marktnische ohne Wettbewerber stößt
Shownotes
Viele suchen für ihr Angebot nach einem Marktsegment, in dem es keinen Wettbewerb gibt. Eine solche Nische wäre zwar toll, ist aber kaum zu finden. Meistens gibt es einen guten Grund, warum es in einem Markt – wenn es denn einer ist – noch keine Anbieter gibt.
Die Kurzfassung: Ein Markt ohne Wettbewerber ist meistens auch ein Markt ohne Kunden.
In diesem Podcast erkläre ich Dir, warum es praktisch keine profitablen Marktnischen ohne Wettbewerb gibt und warum das auch gar nicht schlimm ist.
Weitere Podcastfolge zum Thema Wettbewerbsanalyse:
#18 Wettbewerbsbeobachtung – Und dann?
Was Du mit Deinen Erkenntnissen aus der Wettbewerbsbeobachtung nicht tun solltest und was besser ist
Diese Episode ist Teil der Podcastserie Positionierung:
Teil 1: #143 Es gibt keine (profitablen) Nischen ohne Wettbewerb
Teil 2: #144 Das große Missverständnis bei der Entscheidung ob Du Dich in einer Nische oder breit aufgestellt positionierst
Teil 3: #145 Mit diesen 3 Nachteilen musst Du in einer engen Marktnische rechnen
Teil 4: #146 Ein Einkommensstrom oder viele Eier im Korb?
Transkript
Es gibt keine profitablen Nischen ohne Wettbewerb.
Der Satz ist erstmal sehr absolut. Ich möchte hier auch gar nicht behaupten dass es wirklich gar keine vernünftigen Marktnischen gibt, in denen es gar keine Wettbewerber gibt. Es kommt ja auch ein Bisschen darauf an, wie man Markt und Nische und Wettbewerb definiert.
Nur mit einem „fast“ da drin hätte die Überschrift nicht so toll geklungen :).
Meine wichtigste Aussage, die Du aus diesem Podcast mitnehmen sollst ist ja auch, dass Du wenigstens sehr misstrauisch werden sollst, wenn Du meinst Du hast eine Nische ganz ohne Wettbewerb gefunden.
Denn – und zu der Aussage stehe ich – Meistens gibt es einen Grund, warum in dem Markt keiner ist.
Warum das so ist, das erkläre ich Dir in dieser hier.
Der Blick auf den Wettbewerb ist wichtig bei Positionierung und Marktbestimmung
Wer sich heute als Experte / Unternehmer positionieren will oder wer für sich und sein Unternehmen / für ein neues Angebot den Zielmarkt neu bestimmen will, der schaut natürlich auch darauf, was es in diesem Marktsegment so an Wettbewerbern gibt.
Das ist auch völlig in Ordnung. Zu jeder vernünftigen strategischen Analyse gehört auch der Blick auf den Wettbewerb.
Es ist auch völlig in Ordnung, nach Märkten zu suchen, in denen sich die Anbieter noch nicht gegenseitig auf die Füße treten weil es so viele davon gibt. Wenn du die Wahl hast, ist es die bessere Entscheidung, nicht ausgerechnet in das Becken mit den meisten und aggressivsten Haien zu springen.
Es ist natürlich auch in Ordnung, wenn Du Dich in einem überfüllten Markt sehr erkennbar und individuell positionierst und so quasi Dein eigenes Stückchen noch nicht so überfülltes Terrain schaffst.
Soweit sind wir uns alle einig.
Das Problem mit der Suche nach der unbesetzten Nische
Womit ich aber ein Problem habe, das ist das was einige Experten immer noch empfehlen:
„Suche nach einer unbesetzten Nische, egal wie klein sie ist.
Geh tief, nicht breit.
Suche deine unbesetzte ganz spezielle Nische.“
Gerade in der Bloggerszene wird der Rat gern gegeben.
Nichts gegen eine spitze Positionierung. Aber „Suche nach einer unbesetzten Nische“?
Ehrlich?
Wir leben im Jahr 2018.
Mir fällt da spontan nicht viel ein, wozu es wirklich noch gar keine Angebote und gar keine Webseiten gibt. Klar, ich bin natürlich auch nicht auf allen Wissensgebieten zu Hause. Keine Ahnung was es in der Mikrobiologie-Szene so gibt und was da noch fehlt.
Aber immer wenn ich mal eine Idee hatte und dachte „Mensch, dazu gibt es noch gar nichts Vernünftiges, da könnte ich doch mal …“, immer dann bin ich nach etwas Beschäftigung mit dem Thema zu dem Ergebnis gekommen, dass es schon einen Grund hat, warum es da nichts gibt – zumindest bei den Sachen mit denen man irgendwie Geld verdienen möchte.
Dieser Punkt ist noch wichtig: Ich spreche hier nicht von reinen Hobby-Blogs oder ähnlichem. Wenn Du kein Geld damit verdienen willst, ist es ja fast egal, ob es schon Wettbewerb gibt oder nicht.
In diesem Beitrag geht es um Dinge, mit denen man Geld verdienen möchte oder zumindest eine nennenswerte Anzahl Menschen mit einer Botschaft erreichen möchte.
Zurück zum Thema – Warum solltest Du also sehr, sehr misstrauisch werden, wenn Du eine Nische ganz ohne Wettbewerb gefunden hast?
Oder anders herum – Warum ist es gar nicht so schlecht, in Märkten mit Wettbewerb unterwegs zu sein?
Erstens und am wichtigsten:
Wenn es keine Wettbewerber gibt, liegt das meistens daran, dass es auch keine zahlungswilligen Kunden gibt.
So einfach ist das.
Nachfrage sucht sich immer ein Angebot.
Wo Menschen bereit sind, für etwas Geld auszugeben, findet sich auch jemand, der es ihnen liefert.
Warum Nischen ohne Wettbewerber keine guten Märkte sind
Wenn sich für einen Markt also noch niemand gefunden hat, liegt es meistens an einem von diesen Gründen:
- Es haben schon andere erfolglos versucht, in diesem Markt Geld zu verdienen.
Dann solltest Du nachforschen, warum.
Wenn Dir nichts einfällt, wie Du es besser machen kannst, brauchst Du nicht auch noch erfolglos Dein Glück versuchen. - Vielleicht gibt es in diesem Markt einfach nicht genug zahlungswillige Kunden.
Also entweder nicht genug oder nicht zahlungswillig oder beides zusammen.
Es gibt ganz viele Themen, wo die Leute viel im Internet nach einer Antwort suchen und da auch viel lesen. Aber dafür auch noch Geld auszugeben, so groß ist der Schmerz dann doch nicht.
Oder es gibt wirklich nur ganz, ganz wenige Menschen, die dafür Geld ausgeben würden. Dann müsste es sich schon um etwas sehr Hochpreisiges handeln, am besten mit ständigen Nachkäufen, damit Du ein profitables Geschäftsmodell hast.
Wie gesagt, nicht profitabel ist einfach. Aber das brauchst Du nicht. - Viellicht ist den potenziellen Kunden auch überhaupt noch nicht klar, dass sie auf diesem Gebiet einen Bedarf haben.
Das ist eigentlich auch schon der zweite wichtige Grund, warum es kaum profitable Märkte ohne Wettbewerb gibt. Das sind ja dann oft ganz neue Märkte. Irgendwas mit ganz neuen Technologien oder Anwendungen.
Solche neuen Märkte müssen regelrecht erstmal entwickelt werden.
Irgendwer muss den durchaus vorhandenen potenziellen Kunden zuerst erklären, dass sie einen Bedarf haben, dass es jetzt etwas Neues gibt, das ihre Aufgabe viel besser erfüllen kann als ihre bisherige Lösung usw.
Irgendwer muss zuerst die Infrastruktur schaffen und die kritische Masse an Nutzern zusammenbekommen, damit das Angebot für die Kunden überhaupt attraktiv wird.
Das sind alles Sachen die aufwändig sind. Sie kosten meistens auch eine Menge Zeit und Geld. Sie sind aber notwendig, damit in so einem neuen Markt überhaupt irgendwer irgendwas verdienen kann.
Das hat offensichtlich noch niemand in Angriff genommen.
Wenn Du der- oder diejenige sein willst, dann bitte. Aber dann solltest Du zumindest genau wissen, auf was Du Dich da einlässt. Das schnelle Geld ist es wahrscheinlich nicht.
Also auch hier wieder: Vorsicht, wenn den Markt noch niemand angefasst hat.
Die Wirtschaftsgeschichte ist voll von Beispielen, in denen nicht der Innovator, also der der etwas neu entwickelt und zuerst auf den Markt gebracht hat, den großen Erfolg hatte, sondern erst der zweite oder dritte. Ich sage nur MP3. Und Apple waren auch nicht die ersten mit einem Smartphone am Markt.
Positionierung ohne identische Angebote statt Markt ohne Wettbewerb
Du siehst, Märkte und Nischen ohne Wettbewerber sind mit Vorsicht zu genießen. Die Chancen, dass so ein Markt tatsächlich profitabel ist und ihn noch keiner vor Dir entdeckt hat, sind doch ziemlich gering.
Also würde ich gar nicht erst nach sowas suchen.
Keine Angst vor Zielmärkten, in denen sich schon ein paar Anbieter tummeln.
In solchen Märkten gibt es dann nämlich meist auch zahlungsbereite Kunden.
Und die freuen sich dann vielleicht, wenn mit Dir noch ein Anbieter dazukommt – der vielleicht irgendwas noch spezieller und besser machen kann oder, wenn es um persönliche Leistungen geht, einen der ihnen einfach sympathischer ist und wo sie sich besser verstanden fühlen.
Du musst Dich dann natürlich richtig gut positionieren, um Dich passend von den Wettbewerbern abzuheben und Deinen Teil der Kunden für Dich zu gewinnen. Aber das ist Positionierung, weniger Suche nach oder gar Schaffung von einem unbesetzten Markt.
Zusammenfassung
Völlig unbesetzte, aber trotzdem profitable Marktnischen sind ziemlich rar. Das, was danach aussieht ist meistens ein Angebot ohne genug zahlungswillige Kunden. Oder es gibt irgendeinen anderen Grund, warum da noch niemand ist.
Also Augen auf bei unbesetzten Marktnischen. Erstmal schauen, ob es da einen Haken gibt.
Es ist gar nicht schlimm, in Märkte mit etwas Wettbewerb zu gehen. In dem Markt kannst – und musst – Du Dich dann gut positionieren und den Kunden erklären, warum sie gerade bei Dir am besten aufgehoben sind. Das ist machbar.
Du suchst also gar nicht nach einem unbesetzten Markt, sondern nach einer unbesetzten Positionierung.
Das klingt jetzt vielleicht nach Haarspalterei, ist aber ein Riesen-Unterschied.
In diesem Beitrag geht es um verbreitete Marketingtechniken, was dahinter steckt und wie Du sie ethisch für Dein Business einsetzen kannst.
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Ich bin Dagmar Recklies und ich unterstütze Selbständige und Solo-UnternehmerInnen dabei, die richtigen Menschen mit den richtigen Angeboten und Botschaften zu erreichen.
Das heißt, ich helfe Dir Deine Positionierung zu entwickeln:
- Wer ist Deine Zielgruppe? Was sind das für Menschen? Wie erreichst Du sie am besten?
- Wofür willst Du bekannt sein? (d.h. wie breit oder spitz stellst Du Dich am besten auf?)
- Warum soll jemand gerade bei Dir kaufen?
- Wofür stehst Du?
- Wie wirst Du interessant, einprägsam und wiedererkennbar?
- und vieles mehr
Weil eine Positionierung allein nichts nützt, schaue ich immer auch auf Dein Marketing, deine Sichtbarkeit und Deine Angebote.
DianaRoth says
Super interessant. Ich danke Dir.