In der Online-Welt ist es einfach, eine marketing-optimierte Fassade zu zeigen. Trotzdem – oder gerade deswegen – basiert ein erfolgreiches Business immer noch auf Vertrauen und Beziehungen. Dazu gehört, dass man sich kennenlernt, dass man nicht nur die „gephotoshopte“ Version von sich präsentiert, sondern auch den Menschen dahinter. Wir alle sind die Summe unserer Erfahrungen, Werte, Ansichten und Eigenheiten. Diese sind es doch auch, die uns interessant machen. Niemand interessiert sich für eine wandelnde Werbebroschüre. Menschen interessieren sich für Menschen.
Diesem Gedanken folgend und inspiriert von dem Buch Show your work habe ich schon vor einiger Zeit begonnen, auf meinem privaten Facebookprofil regelmäßig über meinen Business-Alltag zu berichten. Das macht richtig Spaß. Die Reaktionen darauf sind übrigens ganz andere, als bei Posts der Art „Hier ist mein neuer Blogarikel [klickoptimierte Überschrift]“.
So kam der Beitrag meiner geschätzten Kollegin Birgit Schultz von marketing-zauber.de gerade richtig für mich. Sie ruft mit 24 Fakten, die Du noch nicht über mich wusstest und was sie mit Personal Branding zu tun haben — Aufruf zur Blogparade dazu auf, ein paar persönliche Geheimnisse zu lüften und damit die eigene Positionierung zu stärken.
Hier kommen also 13 Dinge, die Du noch nicht über mich wusstest:
1 Ich habe einmal in der Wirtschaftsförderung gearbeitet.
Gleich nach dem Studium habe ich Anträge auf Landesbürgschaften geprüft, begutachtet und eine Entscheidung empfohlen. Was ich daran besonders mochte: Ich konnte denen helfen, die eine Chance hatten. Ich konnte aber auch dafür sorgen, dass die begrenzten Fördermittel nicht in einem Fass ohne Boden landeten.
2 Dinge habe ich daraus mitgenommen:
- Die Begeisterung für kleinere und ganz kleine Unternehmen
- Die Entscheidung, mich nie auf nur eine Branche festzulegen. Es ist viel spannender, die Erfahrungen und Ideen aus verschiedenen Branchen fröhlich kreuz und quer zu übertragen.
2 Ich habe schon in einem Großkonzern und in einer Bank gearbeitet.
Gut, das ist nicht wirklich geheim. Aber ich habe eine wichtige Erfahrung daraus mitgenommen:
Das war eine spannende Zeit, die ich nicht missen möchte. Danach bin ich jedoch aus Überzeugung zurückgekehrt zu meinen Selbständigen, kleinen und mittleren Unternehmen – gekommen um zu bleiben. So große Unternehmen sind einfach nicht meines: Zu viele Strukturen, Entscheidungsprozesse, zu viel Politik, zu viel Abstimmung – und in der Bank zu viel regulatorische Vorgaben. Bei meinen Kunden arbeite ich direkt mit den Entscheidern und Umsetzern zusammen. Das ermöglicht viel schnellere und pragmatische Ergebnisse.
3 Mein erster richtiger Online-Erfolg ist einem Google-Update zum Opfer gefallen.
Im Jahr 2001 begannen mein Mann und ich (beflügelt von der glorreichen Dot-com-Ära), ein handgepflegtes und kommentiertes Web-Directory online zu stellen. Damals war Google noch lange nicht so gut wie heute. Wir haben uns bis Seite 10 der Suchergebnisse durchgearbeitet, richtig gute Artikel ausgebuddelt und thematisch zusammengestellt.
Damit hatten wir nach kurzer Zeit fantastische gute Google-Rankings, einen Eintrag bei dem inzwischen eingestellten dmoz (ein Ritterschlag!) und ein ansehnliches Nebeneinkommen aus Google-Anzeigen und Amazon-Affiliate-Fees.
Irgendwann hat Google dann gesagt „Das kann ich selbst und Seiten mit vielen ausgehenden Links sind blöd“. Mit irgendeinem der zahllosen Google-Updates war das Ranking weg und der Traffic auch.
Fazit: Mach Dich nie von anderen abhängig. Jedenfalls nicht von einem einzelnen Dienst
4 Ich bin ein Notizenjunkie. Und ein Notizenmessie.
Eigentlich habe ich mein funktionierendes Notizensystem. Sonst würde ich hier nicht so viel über Evernote reden. Das ist auch alles was ich brauche. Aber ich kann die Finger nicht von anderen Tools lassen und schöne Notizbücher ziehen mich sowieso magisch an.
Also mache ich zwar ganz viele Notizen, habe aber doch nie alles an einem Ort.
Ich habe inzwischen meinen Frieden mit diesem unperfekten Mehrfach-System geschlossen. Das Meiste landet letztlich doch in Evernote und ich habe bisher noch alles Wichtige wiedergefunden.
Fazit: Man muss sich keine Schwächen abgewöhnen, die gar nicht stören.
5 Ich gebe neuen Ideen die ich einfach nicht loswerde gern eine Testphase.
Ich fange dann einfach mal mit dem minimal möglichen Aufwand an. Oft, ohne das irgendwem zu sagen. Nur für mich – mal sehen, was passiert.
Getreu dem Motto „The good stuff sticks“ merke ich nach ein paar Tagen, ob die Idee etwas taugt: Entweder ich bin immer noch mit Begeisterung dabei oder die Aktion ist leise eingeschlafen.
Falls es sich nicht um eine regelmäßige Tätigkeit handelt, gebe ich mir 2 Stunden, um die Idee weiter zu durchdenken. Wenn ich sie danach immer noch gut finde, wird sie weiter verfolgt.
6 Ich bin ausgebildete Ernährungsberaterin.
Ich hatte bei beiden Kindern Schwangerschaftsdiabetes und der jüngste Sohn hatte als Baby eine handfeste Nahrungsmittelallergie (hat sich zum Glück gegeben). Dadurch musste ich mich ohnehin viel mit dem Thema beschäftigen. Etwa 2015 wurde daraus der Traum, ein Lifestyleblog zu den Themen Ernährung und Fitness zu starten. Die Ausbildung zur Ernährungsberaterin sollte mir Fachwissen und Expertenstatus bringen.
Das Blog ist übrigens nie gestartet. Wir waren als Strategieexperten schon zu weit gekommen und beides parallel war nicht stemmbar. Ich habe es auch nicht bereut. Ich mag, was ich tue.
Fazit: Vorsicht vor „Lebe Deinen Traum“. Er könnte kurzlebig sein.
(P.S. Falls Du Dich auf Facebook nur mit mir befreundest, um mir danach Deine Abnehm-Ernährungs-Gruppe zu empfehlen – Lass es!)
7 Ich weiß, wie die Kugeln für Kugellager hergestellt werden.
Ich habe nämlich einmal bei einem der Weltmarktführer dafür in der Strategieabteilung gearbeitet. Das hatte den Vorteil, dass ich überall im Unternehmen private Führungen durch die Produktion bekommen habe.
Überhaupt: Ich finde es unheimlich spannend, Produktionsanlagen im Betrieb anzusehen.
8 Ich kaufe gut 90% meiner Oberbekleidung in einem einzigen Geschäft.
Das ist WoMen in Dress in Bad Doberan. Dort verfalle ich einmal im Jahr in einen Kaufrausch und meide danach entspannt jeden Klamottenladen.
Ich kann einfach nicht anders: Das Team kennt uns schon, ist supernett und sie können „verkaufen ohne zu verkaufen“. Sie haben mir schon so manches Teil in die Kabine gehalten, das ich nie aus dem Regal gezogen hätte, was dann aber ein Lieblingsteil wurde. Sie haben nur Marken, die man nicht an jeder Ecke und in jeder Shoppingmall bekommt. Mein Mann muss sich nicht langweilen, sondern wird auch neu eingekleidet. Es macht einfach Spaß.
Last, but not least: Hey, ich unterstütze den lokalen inhabergeführten Einzelhandel!
9 Ich bin ein Erklär-Bär.
Es macht mir Spaß, komplizierte Dinge einfach zu erklären. Wenn ich dabei noch ein paar Sichtweisen zu Tage fördere, die man auf den flüchtigen Blick nicht sieht, ist es perfekt.
In der Schule war ich als Nachhilfelehrerin beliebt. Später im Job war ich diejenige, die den Kollegen alles von gigantischen Excel-Tools bis zu verzwickten Konzern-Organigrammen in verständliche Teile zerlegt hat. Heute bekomme ich von Kunden und Podcasthörern nette Rückmeldungen dafür.
(Und wenn ich meiner Tochter eine Frage zu ausführlich beantworte, sagt sie „Mama, Du klingst wie in Deinen Videos“)
10 Ich schere mich nicht um männliche oder weibliche Berufs- und sonstige Bezeichnungen.
Ich definiere mich und meine Mitmenschen nicht über das Geschlecht, sondern die Rolle, die wir gerade einnehmen. Du liest meine Artikel, buchst ein Gespräch mit mir, folgst mir irgendwo. Sei mir nicht böse, wenn ich Dich einfach als Leser, Kunde und Follower bezeichne. Das schreibt und spricht sich für mich flüssiger. Du bist mir deshalb trotzdem als Frau genauso willkommen wie als Mann oder irgendetwas dazwischen. (Muss ich das wirklich extra erwähnen?)
11 Ich laufe gern barfuß.
Nicht nur wie andere mal im Sommer am Strand. Ich laufe bei Außentemperaturen über ca. 10 Grad immer und überall barfuß (außer in Geschäften, Restaurants, auf öffentlichen Toiletten und auf wirklich schlechtem Untergrund). Wenn Barfuß laufen nicht geht, trage ich Barfußschuhe. Nach 2 Jahren findet ich das total normal und wundere mich, warum die meisten Menschen das seltsam finden.
Fazit: Einen Spleen darf jeder haben. Mach, was gut für Dich ist.
12 Ich bin wasserscheu.
Mein traumatisches Erlebnis war meine erste Schwimmstunde (Tief in den 70ern. Da ging es noch anders zu) Wir mussten ohne Schwimmhilfe ins tiefe Becken springen. Ich bin gesunken wie ein Stein. Seitdem genügt mir Wasser zum Trinken, zum Duschen und an den Füßen bei einem Strandspaziergang. Auf mehr kann ich verzichten.
13 Ich lese gern auf Englisch.
Ich liebe die englische Sprache und lese Bücher am liebsten im englischen Original. Das hat ein paar kuriose Folgen:
- Ich kenne jede Menge Wörter, die ich verstehe und schriftlich richtig anwenden kann. Ich kann sie aber nicht ins Deutsche übersetzen und nicht aussprechen.
- Ich habe mal in der Buchhandlung ein Buch entdeckt, aber zurück ins Regal gestellt mit dem Gedanken „Das besorgst Du Dir im Original“. Als ich dann die englische Fassung aufschlug, stand darin „Aus dem Deutschen übersetzt von …“
Man kann alles übertreiben.
Zum Abschluss – Das soll keine einmalige Aktion bleiben
Da Du bis hierher gelesen hast, magst Du wohl auch den Blick ins echte Leben. Mir geht es genauso.
Nach den tollen Reaktionen auf meine regelmäßigen Facebook-updates (übrigens auch ein stiller Testlauf wie in 5. Beschrieben) habe ich nun die Idee, das Ganze eine Ebene höher zu heben. Deshalb wird sich im Januar 2019 hier bei den Strategieexperten alles um „Zeige was Du tust“ drehen – Marketing durch erzählen und Einblicke geben – Beziehungsaufbau pur – aber keine Werbung. Das Kernstück davon wird eine Challenge sein. Ich möchte mir Dir gemeinsam darüber erzählen, was wir tun. So können wir gemeinsam üben und herausfinden, was andere an uns interessant finden. Wir können alle neue interessante Menschen kennenlernen und Menschen finden, die sich für uns interessieren.
Einen genauen Termin gibt es noch nicht – wohl in der zweiten Januarhälfte. Aber wenn Dich diese Idee anspricht, dann kannst Du Dich hier schon anmelden.
Claudia Heimgartner says
Liebe Dagmar, danke für diesen tollen Einblick!
Bei Nr. 10 bin ich GANZ bei Dir. Ich sehe den ganzen „fuss“ auch nicht ein… 😉
Herzliche Grüsse
Claudia
Dagmar Recklies says
Danke für Deinen Kommentar, liebe Claudia.
Ich finde immer, diese betont männlichen + weiblichen Bezeichnungen machen Texte schwerer lesbar.
Birgit Schultz says
Liebe Dagmar,
dann fassen wir das mal für 2019 ins Auge. Du bist nicht zufällig auf der InspiCon im Mai?
Beste Grüße
Birgit
Birgit Schultz says
Liebe Dagmar,
gerade habe ich die Benachrichtigung über Deine Teilnahme an meiner Blogparade bekommen und da musste ich natürlich sofort nachsehen, was wir gemeinsam haben und was nicht.
Spannende Fakten hast Du da zusammen getragen und ja, wir haben tatsächlich einige Gemeinsamkeiten und etwas, das uns total voneinander unterscheidet!
Punkt 4 – Evernote und Notizen – ja, exakt und genau so! 😀
Punkt 9 – Erklärbär – wer nicht bei drei auf den Bäumen ist, dem erkläre ich was 😉
Punkt 10 – auch wenn ich mein Marketing auf Solopreneurinnen ausrichte – mir geht es ganz genau so!
Punkt 11 – sogar in diesem Moment bin ich barfuß am PC … muss ich mehr verraten? 😉
Punkt 13 – ja, als Anglistin sollte das wohl so sein, und genau das, was Du schilderst, ist mir auch schon mehrfach passiert – was sagt das über uns?
Wo wir uns total unterscheiden: Punkt 12! Ich bin ebenso wie Du in den 1970ern im Schwimmunterricht ins tiefe Becken geschubst worden und untergegangen. Aber ich liebe das Wasser, habe mir von meiner Freundin das Schwimmen beibringen lassen und schwimme gern uns ausdauernd – am liebsten im Meer und möglichst weit raus (die 300 Meter-Boje im letzten Urlaub hatte es mir besonders angetan).
Wir sollten uns mal treffen, unsere Notizbücher mitbringen und uns gegenseitig was erklären, am liebsten zu einem Buch, das wir auf Englisch gelesen haben – und klar, dass wir dann beide barfuß kommen – was ist Dir lieber? Bei Tee oder Kaffee?
Zauberhafte Grüße
Birgit
Dagmar Recklies says
Liebe Birgit,
das ist ja ein total spannender Vergleich! Eine tolle Blogparade.
Treffen unbedingt. Kaffee am liebsten ganz altmodisch als Filterkaffee. Kräuter- und Früchtetees sind auch gut.
Liebe Grüße
Dagmar