4 Illusionen über das Herzensbusiness und die Realität dazu
„Tu was Du liebst und Du musst nie wieder arbeiten!“
„Mach Deine Leidenschaft zum Beruf“
„Baue Dein Business in Deinem Tempo auf. Mit Leichtigkeit“
„Bring Dein Herzensanliegen voran. Hilf anderen. Mach die Welt ein Stück besser“
Kennst du solche Aussagen?
Wer möchte nicht so eine Art von Business haben?
Das Problem ist, dass solche Aussagen im Zusammenhang mit dem „Herzensbusiness“ bestimmte Wünsche adressieren, besonders bei noch unerfahrenen UnternehmerInnen. Damit schaffen sie ein paar Illusionen, die so in der Realität leider nicht immer eintreffen.
Das sind
- Die Kuschel-Illusion
- Die Selbstbestimmtheits-Illusion
- Die Weltverbesserer-Illusion
- Die Leidenschafts-Illusion
In diesem Beitrag erfährst Du, was Illusion und was Realität ist.
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Das „Herzensbusiness“ ist oft das Versprechen von Begeisterung, Leichtigkeit, traumhaften KundInnen und einem Beitrag zu einer besseren Welt.
Es ist eng verwandt mit dem „Wofür brennst Du?“-Business, das sich leider manchmal als Strohfeuer entpuppt.
Ich sage nicht, dass das nie eintreffen und dass so ein Business nicht möglich ist. Ich sage nur, ganz so leicht und leidenschaftlich funktioniert es nicht immer.
Ein Business ist ein Business und das muss Deinen Lebensunterhalt verdienen. Sonst ist es ein Hobby. Wenn Dir das reicht, dann ist das okay. Dann knie Dich ganz in Dein Herzenshobby und alles ist gut. Wenn nicht dann bist Du Unternehmer und dann solltest Du ein paar Realitäten ins Auge sehen.
Also ich erzähle Dir heute etwas über diese vier Illusionen, die ich oft bei Menschen antreffe, die sich ein Herzensbusiness wünschen:
- Die Kuschel-Illusion
- Die Selbstbestimmtheits-Illusion
- Die Weltverbesserer-Illusion
- Die Leidenschafts-Illusion
Los geht’s
Die 4 großen Illusionen im Herzensbusiness
Die Kuschel-Illusion
Wenn Coaches und Trainer Dir bei Deinem Herzensbusiness helfen wollen, dann bewegen sie sich in einer ganz bestimmten Begriffswelt. Da fallen Worte wie „mit Leichtigkeit“ „in Deinem Tempo“, da wird von Deinen „Wunschkunden“ gesprochen. Du kannst Dir also wünschen, sprich: aussuchen, mit wem Du arbeiten willst.
Begriffe aus der Unternehmerwelt wie „Vertrieb“ „Kundengewinnung“ „Marketingbudget“ oder so fallen da eher nicht.
Das klingt alles richtig toll. Ist doch gar nicht sooo schwer sich ein Business ganz nach den eigenen Wünschen aufzubauen. Diese blöden Sales-Funnels mit den Verkaufstexten magst Du doch sowieso nicht. Wenn das so klingt, dann traust Du Dir das zu.
Das ist die Illusion.
Die Realität ist:
Ein Business ist ein Business.
Mit Problemen, Vertrieb, auch mal mit schwierigen Kunden, mit Durststrecken und ja, mit aktivem Verkaufen. Falls Du an das Sogmarketing ohne Verkaufen glaubst, dann lies mal meinen Beitrag über das Märchen vom Sogmarketing .
So kuschelig und mit Leichtigkeit läuft das leider nicht immer.
Gerade in meinen kostenlosen Unternehmergesprächen treffe ich immer wieder auf Menschen, die zwar sehr engagiert sind und auch viel können, bei denen es aber gar nicht kuschelig zugeht.
Sorry.
Die Selbstbestimmtheits-Illusion
Da haben wir dann Redewendungen wie das schon mal erwähnte eigene Tempo, aber auch „nicht: schneller, größer, in Rekordzeit“ – aha, ein großes Business macht meistens auch viel Arbeit – das dann bitte doch nicht so schnell. Aber auch „raus aus dem Hamsterrad“ ist sehr beliebt und kommt besonders bei frustrierten Angestellten gut an.
Sorry, dass ich hier ein Bisschen sarkastisch klinge. Aber wenn Du ein Business aufbauen willst, dann willkommen in Deinem neuen Hamsterrad. Sichtbarkeit und Reichweite aufbauen ist heute eine Sisyphusarbeit weil der Markt schon voll ist und die Algorithmen gegen Dich spielen. Akquise und Verkauf machen sich auch nicht von alleine.
Diese Aussagen adressieren jedenfalls alle die gleichen Wünsche. Bzw. sie suggerieren, dass das möglich ist: kein Stress, kein Verkaufsdruck, Du kannst bestimmte Verkaufspraktiken vermeiden, das eigene Business ganz nach den eigenen Vorstellungen aufbauen.
Natürlich entscheidest in Deinem Business nur Du. Insofern bist Du da natürlich selbstbestimmt. Nur, wenn Du Dir dann ein zu entspanntes Tempo erlaubst, dann könnte das Ganze länger dauern, als dir lieb ist. Dann bist Du eigentlich gar nicht mehr selbstbestimmt. Dann bestimmt nämlich Dein Kontostand, dass Du mal etwas in die Gänge kommen müsstest. Das Gleiche passiert auch, wenn Du für Dich bestimmst, dass Du zu wenig Verkauf machen willst.
Die Realität ist:
Echte Selbstbestimmtheit hast Du nur, wenn Du ein richtig erfolgreiches Business aufgebaut hast:
Wenn Du so viel Geld verdienst, dass Du Dir die Zeit für ein selbstbestimmtes Leben kaufen kannst, dass Du bestimmte Dinge bleiben lassen oder delegieren kannst. Das muss man sich leisten können. Davor steht harte Arbeit. Viel davon.
Bevor Du nämlich ausreichend zahlende Kunden und Umsatz hast, musst Du erstmal die Grundlagen hinkriegen. Die sind – in der Reihenfolge – Sichtbarkeit im Markt um zunächst einmal Interessenten auf Dich aufmerksam zu machen. Dann Positionierung und Verkauf um aus den Interessenten Kunden zu machen.
Also langsam ein Business aufbauen und schnell davon leben können, das wird selten funktionieren.
Die Weltverbesserer-Illusion
Der Wunsch, anderen zu helfen ist weit verbreitet unter Menschen, die ein Herzensbusiness aufbauen wollen.
Ja, Du kannst mit Deiner Arbeit Menschen helfen. Aber sind die auch bereit, dafür zu zahlen?
Und gibt es genug davon?
Und bist Du bereit, einen angemessenen Preis für Deine Arbeit zu verlangen?
Gerade bei Menschen die stark von dem Wunsch getrieben sind, anderen zu helfen, ist das oft ein Problem. Der Preis ist nämlich die Hürde die manche davon Abhält, Deine Hilfe anzunehmen.
Es gibt ja nicht umsonst gerade im sozialen Bereich viele Non-Profits und gemeinnützige Organisationen. Nicht jeder, der Hilfe bräuchte kann und will dafür zahlen.
Also bitte prüfe zuerst, ob auch genug Menschen bereit sind, für Deine Verbesserung ihres Lebens einen vernünftigen Preis zu zahlen. Möglichst mehr als nur 7,99 EUR. Das ist leider nicht immer der Fall. Ich spreche da aus Erfahrung.
Kleiner Tipp: Schau mal, ob es dazu schon andere Anbieter gibt. Wenn nicht – ein Markt ohne Wettbewerber ist meistens auch ein Markt ohne Kunden. Auch dazu hatte ich schon mal einen Podcast #143 Es gibt keine (profitablen) Nischen ohne Wettbewerb.
Die Realität ist:
Du kannst auf Dauer niemandem helfen, wenn Du selbst Existenzsorgen hast.
Also muss Dein Antrieb sein, Geld zu verdienen.
Ich sage immer: Bring erst Dein Business zum Laufen. Dann hast Du die Ressourcen, um die Welt zu verbessern.
Die Leidenschafts-Illusion
„Mach Deine Leidenschaft zum Beruf“. Klar. Wer möchte das nicht.
Mit den Leidenschaften ist das aber so eine Sache.
Geh jetzt bitte mal im Kopf für Dich durch, was alles in Deinem Leben schon eine Leidenschaft gewesen ist, in der Du zu der Zeit voll und ganz aufgegangen bist.
Wer von uns hätte nicht als Teenie locker ein Fan-Portal für irgendeine Band, einen Popstar, eine Fernsehserie oder sowas betreiben können?
Ich habe immer noch mein Papageinblog, nur leider keine Papageien mehr.
Es gab auch Zeiten, da hätte ich spontan einen einstündigen Vortrag über die Vorteile des kinderwagenfreien Babys im Tragetuch halten können.
Du siehst schon, worauf ich hinaus will: Wir alle haben immer mal Lebensphasen, in denen ein bestimmtes Thema besonders wichtig für uns ist, wo wir da echt mit Leidenschaft drin stecken.
Nur, mit der Lebensphase ändern sich dann oft auch unsere Interessen. Und dann liegt Dir das Herzensbusiness plötzlich gar nicht mehr so sehr am Herzen. Willst Du darauf Deine Existenz bauen?
Also bevor Du Deiner Leidenschaft folgst, stell Dir bitte 2 Fragen:
- Ist das eine Leidenschaft, die Du über viele Jahre hinweg zur Grundlage Deiner Existenz machen willst?
- Bist Du bereit, Deine Leidenschaft professionell zu vermarkten?
Der Ansatz „Wofür brenne ich?“ als Geschäftsgrundlage kann leider auch der Weg zu Fehlschlägen und Schuldgefühlen sein.
Geh Dein Wunsch-Herzensbusiness lieber realistisch an
Ja, jetzt habe ich Dich vor 4 Illusionen gewarnt und wahrscheinlich ziemlich viel schwarz gemalt. Sorry dafür.
Ich kann Dir aber versichern, es kann wirklich toll sein, Unternehmer zu sein. Man sollte nur wissen, worauf man sich einlässt. Sonst kommt da eben leicht die Desillusion.
Deshalb habe ich jetzt noch einen Schnellcheck bzw. ein paar Tipps für Deine Geschäftsidee.
Das ideale Business – egal ob Herzens- oder zum Geld verdienen – funktioniert so:
- Es sollte etwas sein, was Du gern machst und gut kannst. Sonst wird es hart.
- Es muss um etwas gehen, was jemand braucht und das auch weiß. Es reicht nicht, dass Du das weißt und Deinem Wunschkunden ist gar nicht bewusst, dass er da Hilfe bräuchte.
- Und es muss jemand bereit sein, dafür zu zahlen. So viel, dass Du davon leben kannst.
Wenn Du das alles bejahen kannst und auch bereit bist, viel Arbeit hineinzustecken, mit Problemen umzugehen und professionell zu verkaufen, dann los. Dann wird auch Dein Herzensbusiness funktionieren.
Und wenn Du dabei eine Begleitung suchst, die Dir keine Leichtigkeit verspricht, sondern mit Dir einen für Dich gangbaren Weg sucht und findet, dann lass uns mal reden. Ich biete immer wieder in begrenztem Umfang kostenlose Unternehmergespräche an. Ich freue mich, wenn wir uns da mal ganz unverbindlich kennenlernen.
Im Beitrag erwähnt und weiterführende Informationen
- Das Märchen vom Sogmarketing
- Es gibt keine (profitablen) Nischen ohne Wettbewerb
- Wofür brennst Du? – Warum diese Frage Dein Weg zu Fehlschlägen und Schuldgefühlen ist
- Du bist unsicher, ob Deine Herzensidee wirklich eine solide Geschäftsgrundlage ist?
Manchmal hilft schon ein Gespräch.
Meine 30-Minuten-Unternehmergespräche sind kostenlos. Aber Du gehst garantiert mit ein paar neuen Gedanken heraus.

Ich bin Dagmar Recklies und ich unterstütze Selbständige und Solo-UnternehmerInnen dabei, die richtigen Menschen mit den richtigen Angeboten und Botschaften zu erreichen.
Das heißt, ich helfe Dir Deine Positionierung zu entwickeln:
- Wer ist Deine Zielgruppe? Was sind das für Menschen? Wie erreichst Du sie am besten?
- Wofür willst Du bekannt sein? (d.h. wie breit oder spitz stellst Du Dich am besten auf?)
- Warum soll jemand gerade bei Dir kaufen?
- Wofür stehst Du?
- Wie wirst Du interessant, einprägsam und wiedererkennbar?
- und vieles mehr
Weil eine Positionierung allein nichts nützt, schaue ich immer auch auf Dein Marketing, deine Sichtbarkeit und Deine Angebote.
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