In der Xing-Gruppe Gründer und Selbständige gab es letztenseinen Beitrag mit dem Titel Website-Anbieter – Unendliche Recherche mit unsicherem Ausgang – ein Erfahrungsbericht am Beispiel WordPress. Darin ging es – kurz gefasst – um die richtige Auswahl der technischen Grundlage und des Designs für die eigene Webseite.
Der Tenor war wieder einmal, dass man mit einer „einfachen und billigen Instant-Lösung“ schlecht beraten ist und besser die Hilfe vom Profi in Anspruch nehmen sollte. Hauptargumente waren die Sicherheit und Schnelligkeit der Webseite und das einzigartige individuelle Design.
Ich hatte sofort ein Déjà-vu zu meinem Gespräch mit einem SEO-Profi.
Ich möchte diese Argumentation gar nicht anzweifeln.
Sicher ist es mit einer speziell programmierten Webseite – auf welcher technischen Basis auch immer – möglich, den Code schlank und die Ladezeit kurz zu halten.
Sicher macht man sich damit weniger zur Zielscheibe von Hackerangriffen als mit einem weit verbreiteten Plugin. (Vielleicht öffnet man damit aber auch unbemerkt eine andere Sicherheitslücke, die von der Open-Source-Community schnell bemerkt und behoben würde.)
Sicher taucht das individuell für Deine Webseite erstellt Design nicht drei Seiten weiter schon wieder auf.
Aber sind das eigentlich die Entscheidungskriterien, denen ein Gründer oder ein Selbständiger bei der Planung seiner Webseite die höchste Priorität geben muss? Ich bin bei solchen Argumentationen immer skeptisch:
Das Pferd nicht von hinten aufzäumen
Ich spreche mit meinen Kunden immer zuerst darüber, was die Webseite für sie und ihr Business aus Marketingsicht bringen soll. Erst wenn das glasklar ist denken wir mal über die technische Basis nach und danach über das Design.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man sich bei der Suche nach dem perfekten Design wunderbar festbeißen kann. Darüber vergisst man schnell, dass die Ziele der Webseite und die dafür nötigen Inhalte der Ausgangspunkt jeder Planung sein sollten.
Individuelles Webdesign
Es gibt viele moderne WordPress-Designs, die einem nicht an jeder Ecke über den Weg laufen und die man auch noch individuell anpassen kann. Das ist für die meisten Kleinunternehmer völlig ausreichend. Und wenn schon – Was stört es den Physiotherapeuten aus Köln, wenn ein Tierarzt in Berlin das gleiche Design benutzt?
Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass sich heute viele professionelle Webseiten trotz individueller Designs und Farbschemas irgendwie alle ähnlich sehen. Das ist auch kein Wunder. Meiner Meinung nach prägen zwei Hauptgründe diesen Trend:
- Die Internetnutzung verlagert sich immer mehr auf Mobilgeräte. Das Webdesign stellt sich darauf ein mit Elementen wie größerer Schrift, einer möglichst einfachen Navigation und einem teilweisen Verzicht auf die Sidebar (weil die mobil meist unter dem eigentlichen Inhalt dargestellt und dort sowieso nicht angesehen wird).
- Eine Unternehmenswebseite hat bestimmte Funktionen zu erfüllen. Bei den vielen Webprojekten ist das die Generierung von Verkäufen oder das Erreichen einer bestimmten Interaktion des Nutzers (z.B. Newsletter abonnieren, Informationen anfordern, weitere Inhalte lesen). Also optimiert jeder seine Webseite auf das was im Fachjargon eine maximale Conversion heißt. Da sich die Nutzer auf vergleichbaren Webseiten auch vergleichbar verhalten, kommen die Seiten logischerweise auch alle bei vergleichbaren Designelementen an.
Das ist ähnlich wie in der Automobilbranche. Dort optimiert auch jeder Hersteller den cw-Wert seiner Modelle im Windkanal und richtet sich am aktuellen Geschmack der breiten Masse aus. Zum Schluss sehen alle Autos irgendwie ähnlich aus.
Auch ein vom Profi individuell programmiertes Webdesign wird also voraussichtlich den gerade aktuellen Best Practices folgen. Dann ist es zwar einzigartig, aber trotzdem irgendwie „Mainstream „.
Sicherheit
In der o.g. Xing-Diskussion wurde es wiederholt gesagt: Völlig sicher vor Angriffen ist kein System. Wir betreiben seit gut 10 Jahren mehrere Webseiten. Die ältesten seit über 15 Jahren. Die meisten davon auf WordPress. In der ganzen Zeit wurde uns ein einziges Mal eine Seite gehackt.
Die großen Content Management Systeme sind open-source Projekte. Dort arbeitet die gesamte Community daran, das gemeinsame Produkt sicher zu halten. Das ist auch nicht zu verachten.
Abhängigkeit
Ich habe mich letztens mit einer Unternehmerin unterhalten die mir erzählte „Ja, ich müsste auch dringen etwas an meiner Webseite machen. Aber mein Programmierer ist gestorben. Jetzt muss ich erstmal sehen, wie ich da rankomme“.
Ich sage meinen Kunden immer, dass sie sich gerne eine individuelle Webseite programmieren lassen können – wenn das zu ihrer Strategie passt. Sie sollen aber unbedingt sicherstellen, dass sie einfache Arbeiten wie das Einstellen und Bearbeiten von Inhalten selbst vornehmen können.
Daher mein Rat an Dich
Lass Dich nicht von Profis und vielen technischen Begriffen verunsichern. Es spricht nichts gegen eine individuell für Dich erstellte Webseite. Vielleicht möchtest Du Deine Webseite auch gar nicht selbst aufbauen. Aber ehe Du einen Auftrag erteilst, solltest Du Dir selbst darüber klar werden, ob und was Du eigentlich brauchst. Zäume nicht das Pferd von hinten auf, nur weil gerade jemand mit Dir über die Satteldecke sprechen will, obwohl Du noch kein Zaumzeug hast.

Ich bin Dagmar Recklies und ich unterstütze Selbständige und Solo-UnternehmerInnen dabei, die richtigen Menschen mit den richtigen Angeboten und Botschaften zu erreichen.
Das heißt, ich helfe Dir Deine Positionierung zu entwickeln:
- Wer ist Deine Zielgruppe? Was sind das für Menschen? Wie erreichst Du sie am besten?
- Wofür willst Du bekannt sein? (d.h. wie breit oder spitz stellst Du Dich am besten auf?)
- Warum soll jemand gerade bei Dir kaufen?
- Wofür stehst Du?
- Wie wirst Du interessant, einprägsam und wiedererkennbar?
- und vieles mehr
Weil eine Positionierung allein nichts nützt, schaue ich immer auch auf Dein Marketing, deine Sichtbarkeit und Deine Angebote.
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