Ein realistischer Blick darauf was Du noch tun kannst
Shownotes
Facebook scheint wieder Änderungen am Newsfeed zu planen. Wieder wird die Reichweite von Seitenbeiträgen zurückgehen – wenn sie überhaupt noch im Standardfeed angezeigt werden.
Ich spreche in dieser Episode darüber, ob das nun gut oder schlecht von Facebook ist oder gar böse oder unmoralisch. Außerdem spreche ich darüber, was Seitenbetreiber jetzt überhaupt noch tun können. Es wird gerade wieder von vielen empfohlen, nur noch besonders hochwertige Inhalte zu posten. Ich erkläre Dir, warum Du allein damit nicht viel erreichen wirst.
Im Podcast erwähnt
- Artikel Biggest drop in Facebook organic reach we have ever seen
- #63 Facebook fürs Business: So setzt Du Seite und privates Profil richtig ein
- #50 Warum die eigene Webseite immer die Heimatbasis Deiner Online-Aktivitäten sein muss
- #34 Warum Du neuen Netzwerken und Formaten eine Chance geben solltest
Transkript
In der letzten Woche – also Ende Oktober 2017, falls Du diesen Podcast später hörst – hat ein Artikel über Änderungen im Facebook-News-Feed Wellen im Netz geschlagen. Und zwar geht es darum, dass Facebook in einigen kleineren Ländern testet, Beiträge von abonnierten Seiten nicht mehr im regulären Standardfeed anzuzeigen. Die erscheinen dann nur noch in einem sogenannten Explore-Feed oder Entdecker-Feed, den man erst anwählen muss.
Wenn das weltweit ausgerollt wird, hätte das natürlich für Betreiber von Facebook-Seiten gravierenden Auswirkungen.
Ich denke in dieser Episode laut darüber nach, ob das nun gut oder schlecht ist oder gar böse oder unmoralisch. Und ich denke auch darüber nach, was Seitenbetreiber jetzt überhaupt noch tun können.
Was genau passiert gerade mit dem Facebook-Feed und Beiträgen von Seiten?
Am 21. Oktober 2017 ist auf Medium.com ein Artikel von einem Journalisten erschienen der eben berichtet, dass Facebook in der Slovakei, in Sri Lanka, Serbien, Bolivien, Guatemala und Kambodscha einen anderen Explore-Feed testet.
Den Explore Feed gibt es auch in Deutschland (hier: Entdecker-Feed) oder er wird gerade ausgerollt. Darin bietet Facebook Dir Inhalte an, die du nicht abonniert hast, von denen Facebook aber denkt, dass sie für Dich relevant sein könnten.
Ich habe mir das zweimal angesehen und muss sagen, dass sie bei mir ganz schön danebenliegen – völlig irrelevant.
In diesen Ländern ist das etwas anders. Da erscheinen Beiträge von abonnierten Seiten überhaupt nicht mehr im Standardfeed, sondern nur noch im Explore-Feed. Im Standardfeed kommen demnach nur noch Posts von Freunden und Werbung an. Wie das mit Gruppenbeiträgen ist, konnte ich nicht rausfinden.
Für Seitenbetreiber ist das natürlich katastrophal. Den Standardfeed sieht jeder und die meisten werden da erstmal hängen bleiben. Extra gezielt den Explore-Feed auswählen, das wird nur ein Teil der Facebook-Nutzer machen.
Also werden Seitenbeiträge noch weniger eingebendet als bisher schon.
Der Aufschrei war entsprechend groß.
Natürlich ist das hart. Aber ehe wir uns jetzt alle mal undifferenziert empören, sehen wir uns das mal genauer an.
Warum reduziert Facebook immer wieder die Reichweite von Seitenbeiträgen?
So hart das wäre, wenn das tatsächlich weltweit ausgerollt wird – so richtig überraschen sollte das eigentlich keinen. Wir können doch schon seit einiger Zeit beobachten, dass Facebook die Einblendung von Seitenbeiträgen immer mehr zurückfährt. Ein großer Schritt war doch schon als Facebook begonnen hat, im regulären Stream stärker Beiträge von Freunden und weniger Beiträge von Seiten einzublenden.
Seitdem beobachten wir und auch viele andere Seitenbetreiber, dass ihre Reichweite so Stück für Stück immer mehr zurückgeht. Egal was man tut.
Wenn man will, dass ein Post wirklich gesehen wird, muss man ihn bewerben.
Die Zielrichtung von Facebook ist ganz klar zu erkennen und es gibt keinen Grund, warum die nicht noch weiter in die Richtung gehen sollten.
Jetzt können wir alle auf das böse Facebook schimpfen.
Aber ist das wirklich böse? Ganz nüchtern betrachtet denke ich Nein.
Facebook ist ein Unternehmen das sein Geld mit Werbung verdient.
Sehr, sehr viele Unternehmen benutzen die Plattform und die enorme Reichweite von Facebook, um dort ihr eigenes Geschäft voranzubringen. Mit der Werbung erhebt Facebook quasi ein Nutzungsentgelt für diese Zwecke.
Du würdest doch auch nicht allem und jedem erlauben, auf Deiner Webseite kostenlos für sein Zeug zu werben. Das macht auch keine Zeitschrift und keine Zeitung. Wenn Du dort Dein Business präsentieren willst, musst Du auch eine Anzeige schalten. Manchmal gelingt es Dir vielleicht, einen redaktionellen Beitrag zu platzieren. Das kostet dann kein Geld, aber es ist auch viel aufwändiger.
Facebook macht im Grunde nichts anderes.
Es tut nur so weh, weil das früher nicht so war.
Das Argument mit dem Übermaß an Content
Das Argument, dass Facebook ja quasi unsere Feeds filtern muss, weil sonst viel zu viele Informationen hereinkämen, lasse ich übrigens nicht so ganz gelten.
Wenn das das Ziel wäre, gäbe es auch andere Möglichkeiten. Dann müsste man nicht so pauschal ausgerechnet die Seitenbeiträge rausfiltern.
Ich gehe mal davon aus dass Facebook sehr wohl erkennen kann, dass ich mich tatsächlich für die Beiträge von den von mir gelikten Seiten interessiere und dass es mich überhaupt nicht interessiert welche Beiträge von sonst irgendwo meine Facebook-Freunde gelikt haben. Danach richten tun sie sich aber kaum.
Also Bösartigkeit unterstelle ich mal nicht, eher Gewinnorientierung.
Die andere Frage ist – Ist das klug?
Da habe ich so meine Zweifel.
Also wie gesagt, aus Controllersicht auf alle Fälle und aus Investorensicht auch.
Aber sonst?
Jetzt überlege ich mal, was Du und ich von dem Ganzen haben – nicht als Seitenbetreiber sondern als ganz normale Facebook-Nutzer.
Auch als Nutzer finde ich das einfach blöd. Ich abonniere Seiten wirklich weil ich lesen will, was die zu sagen haben. Mit welchem Recht zeigt Ihr mir das nicht mehr?
Ich will keinen Feed haben, der nur aus Werbung und Urlaubsfotos von Facebook-Freunden besteht, die ich im richtigen Leben nicht mal kenne.
Ich weiß nicht ob ich da die einzige bin, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das eine allgemeine Verbesserung des Nutzererlebnisses wird.
Da liegt momentan auch meine Hoffnung. Vielleicht ergeben die Tests in den 6 Ländern ja, dass die Nutzer von dieser Verbesserung gar nicht so begeistert sind.
Anderer Aspekt. Facebook sollte nicht vergessen, dass es eine mehrseitige Plattform ist. Facebook ist nur attraktiv für viele Nutzer, wenn es auch viele Publisher gibt, die Inhalte posten. Ohne die zahllosen Beiträge der kleinen und großen Seitenbetreiber würde da ganz schön etwas fehlen.
Ich weiß, das ist jetzt theoretisch, aber wenn die Seitenbetreiber Facebook alle den Rücken kehren würden, was würden die denn dann machen?
So viel zur Aufregung um diese Tests.
Was können Seitenbetreiber tun um ihre Fans noch zu erreichen?
Was können Seitenbetreiber wie Du und ich denn nun tun, wenn unsere Beiträge immer weniger eingeblendet werden.
Nicht all zu, viel fürchte ich. Ich gehe es mal durch.
Was gar keine Lösung ist, ist jetzt einfach alles auf dem privaten Profil zu posten. Als Beitrag von Freunden wird das ja dann stärker eingeblendet.
Das sollte man trotzdem nicht machen, weil das einmal rechtlich problematisch ist – ich sage nur Impressumpflicht – und weil Du da auch den Erfolg Deiner Posts nicht messen kannst. Im Detail habe ich das schon mal in einem Podcast erklärt. (#63 Facebook fürs Business: So setzt Du Seite und privates Profil richtig ein)
Außerdem verbietet Facebook eigentlich jetzt schon die gewerbliche Nutzung von privaten Profilen. Ich bin mir sicher, wenn da jetzt die große Ausweichwelle auf die Profile losgeht, das Facebook das irgendwann unterbinden wird.
Das ist wie mit den Steuern. Nach jeder Erhöhung werden neue Schlupflöcher gesucht, die dann wieder irgendwann gestopft werden.
Das bringt auf die Dauer nichts.
Dieser Tipp „Poste ganz tollen Content mit dem die Leute viel interagieren“ ist aus meiner Sicht nicht die Lösung. 2 Gründe:
Erstens ist guter Content kein Geheimtipp sondern die Grundvoraussetzung für jeden Social-Media-Erfolg. Was willst Du denn sonst machen? Mittelmäßigen Content posten?
Zweitens macht das jetzt ohnehin jeder, schon aus Verzweiflung und um die Seitenreichweite wenigstens noch ein Bisschen oben zu halten. Da werden Life-Videos ohne Ende produziert, weil Facebook die gerade verstärkt einblendet.
Das ist ein Windhundrennen in dem alle mitmachen, aber kein Weg Dich hervorzuheben und für Deine Seite ein bisschen mehr Facebook-Liebe herauszuholen.
Eine gute Alternative sind nach meiner Erfahrung Facebook-Gruppen.
Gruppenbeiträge werden – soweit ich das sehe – stärker eingeblendet. Außerdem findet in Gruppen auch mehr Interaktion statt. Da wird mehr kommentiert. Das ist auch wieder gut für die Reichweite.
Das nächste, was Du unbedingt tun solltest, wenn Du es nicht schon längst hast: Baue eine Mailingliste auf. Und am besten auch eine starke Webseite.
Die Mailingliste und die Webseite sind Dein Territorium. Die kann Dir keiner wegnehmen. Wenn Du nur auf Facbook-Territorium baust, bist Du von deren Regeln abhängig. (Mehr dazu in unserem Podcast #50 Warum die eigene Webseite immer die Heimatbasis Deiner Online-Aktivitäten sein muss)
Was natürlich auch eine Möglichkeit ist, auch wenn es Dir nicht gefallen wird: Stell Dir selbst eine monatliches Werbebudget für Facebook bereit. Das müssen ja keine Hunderte sein.
Ich habe letztens mit einem Unternehmer gesprochen, der seine Produkte ausschließlich über einen automatisierten Online-Verkaufsfunnel vertreibt. Der hat zu mir gesagt:
„Suchmaschinenoptimierung – kümmern wir uns nicht drum. Wir besorgen uns unseren Webseitentraffic über Pay-per-Click-Werbung. So lange wir an einem Kunden mehr verdienen als uns die Werbung kostet um ihn zu gewinnen ist alles in Ordnung“
Das ist auch ein Ansatz, über den man als Unternehmer mal nachdenken sollte.
Und zu guter Letzt: Halte die Augen offen nach Alternativen. Ich habe schon mal gesagt, dass jedes neue Netzwerk und jede neue Plattform einen Blick wert ist. Vielleicht ist das ja in 5 Jahren das nächste Facebook.
Manche Branchen und Nischen haben auch eigene oder eben andere Kommunikationsplattformen. Schau dich um, ob es sowas für Dich gibt
Zusammenfassung
Meine Botschaft heute: Schön ist das nicht, wie Facebook die Seitenbetreiber behandelt. Und ob das im Interesse der Nutzer ist, das ist auch nicht so ganz sicher.
Aber mit aufregen und jammern erreichen wir auch nichts, außer dass wir unsere Zeit verschwenden die wir anders besser einsetzen könnten.
Ein paar Alternativen habe ich genannt.
Lass die Finger davon Dein privates Profil als Seite zu benutzen. Aber schau, dass Du Deine Community noch auf anderen Wegen an Dich bindest. Eine Facebook-Gruppe ist da eine gute Option und eine Mailingliste auch.
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