Befolge das Prinzip hinter der Erfolgsregel, nicht den Wortlaut
Shownotes
In dieser Episode spreche ich über eine Erfolgsregel, und zwar die 1%-Regel:
Werde jeden Tag um nur 1% besser als am Vortag und Du kannst durch den Kumulationseffekt Enormes erreichen.
Das klingt unglaublich einfach und total motivierend. Ich erkläre Dir heute, warum diese Regel zu Beginn wunderbar funktioniert und irgendwann später überhaupt nicht mehr. Zumindest wenn Du sie wörtlich nimmst. Aber es gibt auch 2 ganz einfache Ansätze, wie Du mit der 1%-Regel tatsächlich sinnvoll arbeiten kannst.
Solche Erfolgstipps wie die 1%-Regeln sind kein Humbug. Die haben einen wahren Kern und können tatsächlich sehr gut funktionieren. Nur manchmal darf man sie nicht zu wörtlich nehmen sondern muss darüber nachdenken, was das eigentliche Prinzip hinter der Regel ist.
Transkript
Heute nehme ich nochmal eine Erfolgsregel auseinander – und zwar die 1-Prozent-Regel: Werde jeden Tag um nur 1% besser als am Vortag und Du kannst durch den Kumulationseffekt Enormes erreichen.
Das klingt unglaublich einfach und total motivierend. Ich erkläre Dir heute, warum diese Regel zu Beginn wunderbar funktioniert und irgendwann später überhaupt nicht mehr. Zumindest wenn Du sie wörtlich nimmst. Aber es gibt auch 2 ganz einfache Ansätze, wie Du mit der 1%-Regel tatsächlich sinnvoll arbeiten kannst.
Hintergrund
Die Contentstrategie vieler Publisher rund um den Neujahrselan spült mir jede Menge Motivations-, Erfolgs- und Produktivitätstipps in die Timeline. Die meisten davon sind nichts Neues. Aber gut mal wieder davon zu lesen.
Aber dieses Jahr fallen mir einige auf, die zwar grundsätzlich richtig sind, die man aber bitte nicht zu wörtlich nehmen sollte. Wenn man sich die mal bis zum Ende durchdenkt, dann kommt da ziemlicher Blödsinn heraus.
Eine solche Regel ersten hatte ich ja schon im letzten Podcast besprochen. Das war die Empfehlung, extrem viele Bücher zu lesen, also so mindestens eines pro Woche.
Diesmal geht es um den beliebten und vielzitierten Tipp „Werde jeden Tag 1 % besser als am Vortag“
Auch hier gilt wieder: Grundsätzlich ja, richtiger Ansatz. Aber es gibt auch ein großes Aber.
Warum macht es Sinn, jeden Tag 1 % besser werden zu wollen als man am Vortag war?
Das Konzept stammt von Alan Weiss, der sagt
„Wenn Du dich jeden Tag um 1 % verbesserst, dann hast Du nach 70 Tagen Deine Fähigkeit verdoppelt“.
Das ist rechnerisch natürlich korrekt. Da wirkt ein Kumulationseffekt. Und es klingt unglaublich motivierend und inspirierend. Ich trage diese Idee schon seit ein paar Jahren mit mir rum; täglich ein Stück besser werden ist in jeder Hinsicht cool.
Die Grundidee hinter diesem Konzept ist ganz einfach und auch wirkungsvoll. Sie kommt übrigens in verschiedenen Verpackungen auch an anderen Stellen vor:
Es ist doch so, dass wir viele Ziele und Aufgaben einfach nicht angehen oder zumindest nicht mit voller Energie angehen, weil sie uns einfach zu groß sind. Die wirken dann riesig unerreichbar oder komplex oder gleich alles zusammen.
Vor solchen radikalen Veränderungen hat unser Gehirn schon evolutionsbedingt Angst. Außerdem lehrt uns die Erfahrung, dass mit der Größe der Aufgabe auch die Chance zum Scheitern steigt. Ich sage nur Berliner Flughafen.
Darauf hat unser Gehirn keinen Bock, also tritt es kurzerhand auf die Bremse.
Aber es sind nun mal die großen Ziele, die Dich wirklich voranbringen. Das ist auch so eine schon etwas abgenutzte Weisheit:
Wenn Du Dir nur kleine Ziele setzt, kommst Du auch nur ein kleines Stück voran.
Wenn Du Dir aber ein richtig großes Ziel setzt und nur die Hälfte davon erreichst, bist Du immer noch weiter, als Du mit Deinem kleinen Ziel je gekommen wärst.
So, Du hast also ein großes Ziel, aber Dein Unterbewusstsein will das nicht so richtig angehen.
Da ist es eine bewährte Strategie, das große Ziel in verdaubar kleine Einzelziele und Schritte zu zerlegen. Die wirken dann nicht mehr so bedrohlich, sind leichter erreichbar und bringen Dich erstmal überhaupt in Bewegung.
So weit sind wir uns alle einig.
Die 1-Prozent-Regel ist eigentlich nur eine nette Verpackung dieser Strategie. 1 % klingt so klein, dass es schon lächerlich ist, das nicht angehen zu wollen. Jeden Tag so eine Winzigkeit, das ist doch machbar.
Wenn Du gestern 8.000 Schritte gelaufen bist, dann musst Du heute nur 8.080 Schritte schaffen. Nur 80 mehr! Das schaffst Du notfalls, indem Du ein paar Mal um Deinen Wohnzimmertisch läufst. Und morgen musst Du ja nur 81 Schritte mehr laufen als heute. Auch machbar.
Das ist also ein genialer Ansatz, um Dich überhaupt erstmal an die Umsetzung Deiner Ziele zu bringen. Der erste Schritt ist ja immer der schwerste und der wichtigste.
Dann kommt da noch der Kumulationseffekt hinzu. Du wächst nach diesem Prinzip ja nicht in langsamen gleichbleibenden Minischritten von Deiner Ausgangsbasis aus. Nein, Du bekommst richtig Schwung und wächst jeden Tag etwas mehr. Und zwar auch wieder nur so ein kleines Stückchen mehr, dass es absolut machbar aussieht.
Und das Ergebnis was Du mit diesen läppischen Minischrittchen erreichen kannst, sieht dafür absolut genial und verlockend aus.
Unser Gehirn denkt nämlich mal wieder nicht langfristig. Das sieht nur die einfachen Anfangsschrittchen und das geniale Endergebnis. Dass dazwischen die Einzelschritte immer größer und gar nicht mehr so einfach werden, das vernachlässigt es mal eben.
Der eigentliche Wert der 1-Prozent-Regel ist, dass sie Dich mit diesem kleinen psychologischen Trick total motivieren kann.
- Sie bringt Dich erstmal ins Tun – erster Pluspunkt
- Wenn alles gut geht bringt sie Dich sogar ins regelmäßige Tun – zweiter Pluspunkt
- Und im besten Fall wird daraus eine Angewohnheit, die einfach auf Autopilot weiterläuft – Super Ausgangsbasis, um Dein Ziel auch wirklich zu erreichen.
Also bis hierhin bin ich komplett dabei. Nun kommen wir aber zum großen Aber.
Warum Du die 1-Prozent-Regel nicht wörtlich nehmen darfst
Wenn ich die Regel mal wörtlich nehme und bis zum Ende durchrechne, dann wird das irgendwann nicht mehr funktionieren.
Bleiben wir mal bei dem Schrittebeispiel.
- Als Ausgangspunkt läufst Du die berühmten 10.000 Schritte am Tag
- Am nächsten Tag läufst Du dann 10.100 Schritte – kein Problem
- Die ganze erste Woche ist auch easy, Du bist noch nicht mal bei 11.000 am Tag
- Nach ungefähr einem Monat wird es allmählich sportlich. Dann läufst Du jeden Tag zwischen 13.000 und 14.000 Schritten.
Ich schaffe das meistens, aber es gibt auch Tage – gerade wenn ich viel zu tun habe – da ist das einfach nicht drin - An dem berühmten 70. Tag hast Du Deine Ausgangsbasis verdoppelt und musst ab jetzt täglich über 20.000 Schritte laufen. 20.000!
Bei einer Schrittlänge von ungefähr 70 cm sind das 14 km.
Jeden Tag! - Was dann an Tag 100 los ist, da möchte ich gar nicht drüber nachdenken.
Also jetzt mal realistisch: 10 oder 12 Tausend Schritte sind für einen Normalmenschen im Alltag noch machbar. Aber keine 20.000.
Das kannst Du auf so ziemlich alle anderen Gebiete in denen Du Dich verbessern willst übertragen.
Bei Zielen die so messbar sind wie die täglichen Schritte wird das ganz offensichtlich. Ein bisschen anders sieht das aus bei Zielen und Verbesserungen, die nicht gut messbar sind. Beispiel Sprachen lernen – Wie willst Du messen, ob Du nach der heutigen Lektion die Sprache wirklich um 1 % besser beherrschst, oder um 0,5% oder um 2%?
Geht nicht. Du musst Dich dann eigentlich nur jeden Tag mit neuer Energie reinknien, überlegen, was Du noch besser machen kannst als gestern und kannst so ziemlich weit kommen.
Also ich vermute mal, dass die 1%-Regel bei solchen nicht messbaren Ziele wesentlich besser funktioniert als bei solchen wo Du eine Zahl dranhängen kannst.
Wie wird die 1-Prozent-Regel praxistauglich?
Trotzdem müssen wir jetzt mal realistisch überlegen, wie wir die 1-Prozent-Regel lebenstauglich machen.
Der logische und vernünftigste Weg ist ganz einfach, Dir ein konkretes Ziel zu setzen. Wenn das erreicht ist, hörst Du auf.
Wenn Du momentan als Couch Potato nur um die 5.000 Schritte am Tag läufst, aber gern auf diese allseits empfohlen 10.000 kommen möchtest, dann weißt Du dass Du das mit der 1-Prozent-Regel in nicht mal einem Vierteljahr schaffen kannst.
Das kann richtig gut funktionieren.
Wenn Du Deine 10.000 Schritte im Kasten hast, suchst Du Dir die nächste Sache, setzt Dir ein konkretes Ziel und gehst es mit der 1-Prozent-Regel an.
Die zweite Variante ist, dass Du Dich nicht auf eine konkrete Fähigkeit fokussierst, in der Du Dich massiv verbessern willst. Du willst einfach allgemein besser und erfolgreicher werden in dem was Du tust.
Dann kannst Du Dir einfach jeden Tag oder jede Woche eine konkrete Sache vornehmen, in der Du besser werden willst. Für die machst Du heute 1% mehr oder intensiver oder was auch immer als gestern. Oder Du machst eine Woche lang täglich mehr als am Vortag. Das ist machbar.
Morgen oder nächste Woche nimmst Du Dir etwas anderes vor.
Mal sind es mehr Schritte. Mal ist es mehr lesen oder schreiben, mal ist es weniger Zeit auf Facebook zu verbringen, mal mehr direkte persönliche Gespräche zu führen oder oder oder.
Auf diese Weise kommst Du bei keinem Deiner Ziele allzu schnell an die Stelle wo die tägliche Steigerung so richtig steil wird. Du verbesserst Dich zwar in keiner Sache so richtig schnell, aber dafür in vielen Sachen kontinuierlich.
Wenn Du dabei nicht gerade ganz akribisch jeden Tag Deine Ausgangsbasis und Deinen Fortschritt festhältst, kannst Du so wahrscheinlich ewig weitermachen.
Fazit
Solche Regeln wie die 1-Prozent-Regel sind kein Humbug. Sie haben einen wahren Kern und können tatsächlich sehr gut funktionieren. Nur manchmal darf man sie nicht zu wörtlich nehmen sondern muss darüber nachdenken, was das eigentliche Prinzip hinter der Regel ist.
Bei der Regel jeden Tag 1 % besser zu werden als am Vortag wirst Du irgendwann unweigerlich an eine Grenze stoßen. Das ist eine geometrische Funktion. Die täglichen Steigerungen sind am Anfang noch ganz klein und einfach. Aber irgendwann kommst Du in eine Größenordnung, wo Dir die Natur Grenzen setzt. Und wenn es nur ist weil der Tag nicht lang genug ist um 100.000 Schritte zu laufen.
Trotzdem kannst Du diese Regel nutzen. Du musst Dir nur vorher einen Endpunkt definieren an dem Du sagst „Ziel erreicht. Ab hier wird das Niveau gehalten. Alles gut. Nächstes Ziel.“
Oder Du variierst und nimmst Dir jeden Tag oder jede Woche eine andere Sache vor, in der Du besser sein willst als gestern. So kommst Du auch voran.
Nur wörtlich nehmen, das funktioniert auf Dauer nicht.

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David Goebel says
Hallo,
nicht jede Regel ist auf jeden Kontext übertragbar. Wenn Physik oder Natur beteiligt ist, kommt es irgendwann zur S-Kurve, weil eine Sättigung eintritt oder andere Faktoren dagegen wirken.
Ein Beispiel ist die Erdbeschleunigung. Wenn du bei einem Fallschirmsprung runter fliegst, wirst du erst immer weiter beschleunigt, deine Fallgeschwindigkeit steigt. ungefähr so wie bei der 1% Regel.
Aber mit zunehmender Geschwindigkeit steigt auch der Luftwiderstand und der wirkt entgegen. Sobald beide ein Gleichgewicht gefunden haben, fällst du konstant. Denk aber an den Fallschirm.
SinnSTIFTende Grüße,
David