Warum wird der Berliner Flughafen einfach nicht fertig, während der viel größere Frankfurter Flughafen ein Erweiterungsvorhaben nach dem anderen ohne größere Probleme umsetzt und in Betrieb nimmt? Ist es nicht schwieriger, in einem bestehenden und arbeitenden System Ergänzungen wie ein neues Terminal, eine neue Landebahn oder eine Modernisierung des Ankunftsbereichs vorzunehmen? Wer ab und an auf FRA startet oder landet kennt die Beeinträchtigungen. Irgendwo ist fast immer eine Baustelle. Aber die Baustellen verschwinden auch immer wieder und danach funktioniert es irgendwie besser.
Wenn das die Frankfurter bei laufendem Flughafenbetrieb schaffen, wieso haben die Berliner dann solche Probleme, obwohl ihnen keine Passagiere im Weg herumlaufen und keine täglichen Flugpläne eingehalten werden müssen?
Eine Antwort (sicherlich nicht die einzige) gab schon 1975 der amerikanische Mediziner und Systemtheoretiker John Gall in seinem Buch Systematics: How Systems Work and Especially How They Fail. Darin beschreibt er Eigenschaften von einfachen und komplexen Systemen (zitiert aus Wikipedia):
- A complex system cannot be „made“ to work. It either works or it doesn’t.
- A simple system, designed from scratch, sometimes works.
- Some complex systems actually work.
- A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that works.
- A complex system designed from scratch never works and cannot be patched up to make it work. You have to start over, beginning with a working simple system.
Wenn man ein komplexes System aufbauen will, fängt man also am besten mit einem einfachen System an, das im Laufe der Zeit weiterentwickelt wird. Versucht man, ein komplexes System von Null an zu entwickeln, sind Probleme vorprogrammiert.
Ein Flughafen ist immer ein komplexes System. Ein großer Flughafen jedoch ist extrem komplex. Der Frankfurter Flughafen hat 1912 als Start- und Landeplatz für Luftschiffe einmal relativ klein angefangen. Seitdem wurde er in Abschnitten immer wieder erweitert. Die Komplexität stieg also allmählich an. Durch die kleinen Schritte blieb der Zuwachs an Komplexität immer handelbar. In Berlin versucht man jedoch, einen Großflughafen – also ein sehr komplexes Gebilde – im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Sand zu stampfen. ….
Was für Flughäfen gilt, meines Erachtens auch für Webseiten.
Was ist einfacher aufzusetzen: Eine kleine Firmenwebseite mit etwas Leistungsbeschreibung, einer Vorstellung des Unternehmens und einer Kontaktseite? Oder eine ausgefeilte Webpräsenz mit allen Finessen – Online-Shop, Kunden- und Lieferantenportal, Blog, Downloadbereich, interaktiven Elementen, Bildergalerien ….?
Und welche dieser Webseiten wird wohl früher fertig, ist online und kann für Sie Kunden gewinnen?
Selbstverständlich sollten Sie perspektivisch eine umfassende, ausführliche Website anlegen. Doch das kann im Laufe der Zeit erfolgen.
Mehr dazu lesen Sie im Beitrag Texte und Inhalte für Deine Website – Lang oder kurz? – Deine Website – Kurz und knapp oder besser ausführlich und inhaltsreich?
Deshalb lautet mein Rat an alle UnternehmerInnen und Unternehmen, die eine Webseite neu oder erneut aufbauen wollen:
Beginnen Sie klein und wachsen Sie gemeinsam mit Ihrer Webseite!
Neben dem Problem mit der Komplexität gibt es dafür noch ein paar weitere gute Gründe:
- Eine kleine Webseite können Sie auch mit kleinem Anfängerwissen aufsetzen. Wenn Sie dann eine neue Funktionalität ergänzen wollen, werden Sie sich das Wissen dazu wahrscheinlich aneignen können. Sie und Ihr Wissen wachsen so mit Ihrer Webseite. Wenn Sie stattdessen gleich groß anfangen, werden Sie wahrscheinlich fremde Hilfe benötigen. Brauchen Sie dann später noch eine Erweiterung, wird es sehr schwer, das allein umzusetzen. Wahrscheinlich bleiben Sie auf Dauer von einem Dienstleister abhängig.
Das kann man so machen. Es spricht nichts dagegen, bestimmte Aspekte seines Unternehmens an externe Experten auszulagern. Das ist aber eine strategische Entscheidung. Die sollten Sie bewusst treffen und nicht nebenbei, nur weil Sie gleich von null mit der ganz großen Web-Präsenz starten wollten - In Startup-Kreisen heißt es „Fail often, fail early“. Gemeint ist, dass man die unvermeidlichen Fehler lieber früh machen So lange das System noch klein und einfach ist, sind Fehler leichter zu korrigieren und noch nicht so kostspielig. Die Berliner mit ihrem Flughafen können ein Lied davon singen.
Mit Ihrer Webseite wird es Ihnen ähnlich gehen. So lange Sie erst ein paar einfache Seiten eingestellt haben, können Sie Änderungen an Struktur, Design, Funktionalität … noch schnell und einfach vornehmen. Versuchen Sie das mal an einer großen Webseite mit vielen Inhalten und individuellen Anpassungen. - Wenn Sie mit einer kleinen Webseite starten und diese allmählich ausbauen, werden sie automatisch öfter etwas daran tun. Meist stellen Sie in irgendeiner Form neue Inhalte ein. Damit signalisieren Sie Google so ganz nebenher, dass Sie regelmäßig an Ihrer Seite arbeiten. Das macht Sie in den Augen der Großen Suchmaschine zu einem ernsthaften Webseitenbetreiber. Google mag „Freshness“, also regelmäßige Aktualisierungen und neue Inhalte. Dafür bekommen Sie ein paar Pluspunkte im großen Rankingalgorithmus.
Eine erweiterete Fassung dieses Beitrags können Sie als Podcast anhören im Strategieexperten-Podcast:
Bildquelle: © Günter Wicker / Flughafen Berlin Brandenburg GmbH
Ich bin Dagmar Recklies und ich unterstütze Selbständige und Solo-UnternehmerInnen dabei, die richtigen Menschen mit den richtigen Angeboten und Botschaften zu erreichen.
Das heißt, ich helfe Dir Deine Positionierung zu entwickeln:
- Wer ist Deine Zielgruppe? Was sind das für Menschen? Wie erreichst Du sie am besten?
- Wofür willst Du bekannt sein? (d.h. wie breit oder spitz stellst Du Dich am besten auf?)
- Warum soll jemand gerade bei Dir kaufen?
- Wofür stehst Du?
- Wie wirst Du interessant, einprägsam und wiedererkennbar?
- und vieles mehr
Weil eine Positionierung allein nichts nützt, schaue ich immer auch auf Dein Marketing, deine Sichtbarkeit und Deine Angebote.
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