Ein Erfahrungsbericht mit Schlussfolgerungen
Shownotes
Über die Reichweite von Tweets auf Twitter wird lange nicht so viel geschrieben, wie über die von Facebook-Posts. Wir sind seit Jahren auf Twitter aktiv und haben dabei ein paar interessante Beobachtungen gemacht. In dieser Episode teile ich diese Erfahrungen und unsere Schlussfolgerungen daraus mit Euch.
Im Kern geht es darum, was die Reichweite, also die Zahl der Einblendungen eines Tweets beeinflusst. Gibt es bei Twitter einen ähnlichen Algorithmus wie bei Facebook der da entscheidet
- Guter Tweet – zeige ich ganz vielen
- Langweiliger Tweet – zeige ich nur echten Fans
Die kurze Antwort ist ja, gibt es. Aber nicht so wie bei Facebook. Und nach unserer Erfahrung kann man diesen Algorithmus auch zu seinem Vorteil nutzen.
Im Podcast erwähnt
#60 Automatisierung im Onlinemarketing: The good, the bad and the ugly
Unser Twitter-Account – Hier kannst Du uns folgen: @Recklies_DuO
Bonus – mehr Tipps für Deinen Erfolg auf Twitter
Hol Dir unsere Twitter Do’s und Don’ts! 12 Tipps für die richtige Nutzung von Twitter
The selected Optin Cat form doesn't exist.Transkript
Heute habe ich einen Erfahrungsbericht zu Twitter für Euch. Über die Reichweite der Tweets wird ja lange nicht so viel geredet, wie über die von Facebook-Posts. Aber wir haben da im Laufe der Jahre ein paar interessante Beobachtungen gemacht, die ich heute gern mit euch teilen möchte.
Im Kern geht es darum, was die Reichweite, also die Zahl der Einblendungen eines Tweets beeinflusst. Gibt es bei Twitter einen ähnlichen Algorithmus wie bei Facebook der da entscheidet
- Guter Tweet – zeige ich ganz vielen
- Langweiliger Tweet – zeige ich nur Hardcore-Fans
Die kurze Antwort ist ja, gibt es. Aber nicht so wie bei Facebook. Und nach unserer Erfahrung kann man diesen Algorithmus auch zu seinem Vorteil nutzen.
Früher: der Twitter-Echtzeit-Feed
Twitter war ja lange Zeit das Netzwerk mit einem Echtzeit-Feed. Alles was Du getwittert hast, wurde Deinen Followern auch eingeblendet. Der Feed wurde rein chronologisch sortiert – kamen neuere Tweets dazu, rutschte Deiner eben nach unten.
Damit hingen die Einblendungen Deiner Tweets hauptsächlich davon ab, wie viele Deiner Follower gerade zu der Zeit online waren. Wenn Du nachts um 3 Uhr twitterst und Deine Follower schauen morgens um 9 Uhr vorbei, sind eben schon hunderte oder tausende Tweets nachgekommen und Deiner ist so weit unten verschwunden, dass ihn keiner mehr sieht.
Das ist heute nicht mehr ganz so, da komme ich nachher noch darauf zurück.
Im großen Ganzen konnte man aber davon ausgehen, dass die Reichweite der Tweets einigermaßen mit der Anzahl der Follower zusammenhing. Durch Retweets und populäre Hashtags konnte und kann man noch einiges draufsetzen.
Das war auch eine Zeitlang unsere Beobachtung. Aber dann haben wir irgendwann auf unseren Twitter-Accounts Entwicklungen gesehen, die dazu nicht mehr gepasst haben.
Unsere Beobachtungen zur Reichweite von Tweets
Ich erzähle das hier mal der Reihe nach:
Mein Mann und Geschäftspartner und ich waren – ursprünglich mit zwei separaten Accounts – schon ziemlich lange auf Twitter, aber lange nicht besonders aktiv.
Ich habe dann im Frühsommer 2016 beschlossen, dass ich Twitter jetzt mal ernster nehme. Ich wollte einfach sehen was da passiert, wenn ich aktiver werde.
Ich habe also mehr getwittert, auch spontaner, nicht nur vorgeplante Promo-Tweets für Blogartikel. Dann habe ich gezielt nach wirklich interessanten Accounts gesucht, denen ich folgen mag. Ich habe auch stärker interagiert – also retweetet, zitiert, geliked und geantwortet.
Ein paar Monate lang ist nicht viel passiert. Durch die Interaktionen stiegen meine Followerzahlen langsam aber sicher und die Tweet-Einblendungen stiegen etwa im gleichen Verhältnis mit.
Dann, nach ungefähr einem halben Jahr, sind meine Einblendungszahlen ohne erkennbaren Grund nach oben geknallt. Plötzlich hatte ich mit jedem Tweet ungefähr doppelt so viele Einblendungen wie ich Follower hatte. Also nicht nur mit denen die mal jemand retweetet hat, sondern im Durchschnitt mit jedem!
Was mir auch aufgefallen ist: die Einblendungen kamen zeitversetzt. Kurz nach Veröffentlichung, wenn man eigentlich mit den meisten Einblendungen rechnen würde, kam nur ein Teil. Der Rest kam so allmählich über die nächsten 24 bis 48 Stunden zusammen.
Das Ganze hat dann meinen Mann motiviert, auch aktiver auf Twitter zu werden. Er hatte zusätzlich nach 3 oder 4 Monaten einen echten viralen Tweet, als er von einer Konferenz getwittert hatte. Der Tweet ist dann wohl durch die halbe Branche gerollt und hatte zig-Tausende Einblendungen, jedenfalls ein Vielfaches von der damaligen Followerzahl.
Kurz darauf ist dann bei meinem Mann das Gleiche passiert wie bei mir vorher – die Einblendungszahlen für alle Tweets sind nach oben geknallt.
Gut einen Monat später haben wir eine strategische Entscheidung getroffen und haben unsere beiden Twitter-Accounts zusammengelegt. Die Überlegung war einfach, dass zwei Accounts mit mittelvielen Followern weniger sinnvoll sind, als ein Account mit richtig vielen Followern, auf dem wir dann zu zweit für Interaktion sorgen können.
Zwei Twitter-Accounts zusammenlegen – Wie haben wir das gemacht?
Es ist auf Twitter nicht möglich, zwei Accounts miteinander zu verschmelzen.
Wir haben das Account von meinem Mann als neues Haupt-Account genommen, weil das damals mehr Follower hatte. Dieses Account haben wir dann umbenannt, weil Oliver Recklies für uns beide einfach nicht mehr gepasst hat. Also nicht nur den Alias – den kannst du beliebig wechseln, sondern auch den eigentlichen Twitter-Handle, also diese @-Adresse.
Ich habe auf meinem Account nur noch meinen Followern mitgeteilt wo sie mir jetzt folgen können und habe da dann einfach gar nichts mehr gemacht.
Die Entscheidung war richtig. Trotzdem hat sie erst einmal zu einem herben Rückschlag geführt. Obwohl mir ganz viele Follower von meinem alten Account auf das neue gemeinsame gefolgt sind, sind unsere Einblendungszahlen erstmal eingebrochen.
Richtig deutlich. Da war nichts mehr mit mehr Einblendungen als ich Follower habe.
Das blieb über Monate so. Wir konnten machen was wir wollten, die Einblendungen blieben weit unter dem, wo sie mal waren.
Wir sind aber davon ausgegangen, dass das mit dieser Namensänderung von dem nun gemeinsamen Account zusammenhängen musste. Also musste dieser Effekt auch irgendwann wieder verschwinden.
Wir haben also eifrig weiter getwittert und vor allem auch mit anderen interagiert und haben natürlich auch zugesehen, dass unsere Tweets möglichst hohe Interaktionsquoten bekommen.
Es hat ungefähr ein halbes Jahr gedauert. Jetzt, seit ein paar Wochen beobachten wir, dass die Einblendungen wieder deutlich ansteigen. Jetzt sehe ich auch wieder diesen Nachlaufeffekt, dass da über die nächsten 1-2 Tage noch viele Einblendungen dazu kommen. Das war vorher auch komplett weg.
Wie ist diese Entwicklung der Tweet-Einblendungen zu erklären?
Ich habe nach dem Einbruch der Einblendungen recherchiert, woran das liegen kann und ob es da auch irgendeinen Algorithmus gibt. Ich habe allerdings nicht allzu viel gefunden. Über den Facebook-Algorithmus schreibt jeder – Twitter scheint keinen zu interessieren.
Na ja, nun berichte ich ja hier darüber.
Nach welchen Kriterien blendet Twitter Tweets ein?
Ich habe jedenfalls zwei Dinge festgestellt.
- Den rein chronologischen Feed hatte Twitter schon Anfang 2016 teilweise abgeschafft.
Ab da wurden Tweets standardmäßig nach Relevanz sortiert. Wer weiterhin den chronologischen Feed haben will, kann das allerdings in seinen Einstellungen festlegen und das funktioniert dann auch.
Ich hatte das damals auf chronologisch eingestellt und gut war’s.
Ich gehe aber davon aus, dass die allermeisten Nutzer das nicht gemacht haben. Die sehen jetzt also das, was Twitter als relevant einordnet – wie auch immer das geschieht.
- Diese Relevanz wirkt noch an mindestens einer anderen Stelle. Und zwar bei den Hashtags.
Wenn Du auf einen Hashtag klickst oder nach einem suchst, dann bekommst Du einen Feed von allen Tweets mit diesem Hashtag. Allerdings hat dieser Feed mehrere Reiter – Standardmäßig siehst Du den der „Top“ heißt. Daneben gibt es noch einen der „Neueste“ heißt. Auch hier ist die Sortierung wieder nach Relevanz bei „Top“ als der Standardeinstellung und chronologisch – also vollständig – nur bei „Neueste“, was Du aktiv auswählen musst.
Das heißt, der vermutlich größere Teil der Twitter-Nutzer sieht hauptsächlich die Tweets, die Twitter für relevant hält – oder für die einzelnen Nutzer für relevant hält – nicht alle Tweets.
Damit kann man sehr gut die Entwicklung unserer Twitter-Einblendungen erklären:
- Die zwei Einzelaccounts wurden irgendwann mal aktiver betrieben und verdienten sich dadurch auch mehr organisches Wachstum und mehr Interaktionen.
- Dadurch muss Twitter irgendwann den Hebel umgelegt haben und die Accounts als „relevant“ eingestuft haben.
- Den plötzlichen Anstieg der Einblendungen kann man jedenfalls ganz gut erklären wenn man davon ausgeht, dass die Tweets jetzt auch bei den nach Relevanz sortierten Feeds und bei den Top-Tweets bei in den Hashtag-Feeds eingeblendet wurden.
- Nachdem wir die Accounts zusammengelegt und das eine umbenannt hatten, muss Twitter das wie ein ganz neues Account gewertet haben – keine Relevanz mehr – viel weniger Einblendungen.
- Wie schon bei den beiden Einzelaccounts davor hat es dann ungefähr ein halbes Jahr und viele echte Aktivitäten auf Twitter gebraucht, bis dieses „neue Account“ wieder als relevant gewertet wurde. Und schon gingen die Einblendungen wieder hoch.
Schlussfolgerungen – Wie erreichst Du hohe Einblendungszahlen auf Twitter?
Soweit unsere Beobachtungen und die Erklärungen dazu. Was kannst Du nun da draus lernen:
- Erfolg auf Twitter braucht einen langen Atem. Du solltest mindestens ein halbes Jahr regelmäßiger, echter Aktivität einplanen, bis Du Ergebnisse siehst.
- Wenn ich hier echte Aktivität sage, dann meine ich das auch so. Nur mit einem automatisierten Account, wo hinten ein Twitter-Befüll-Tool dranhängt, wirst Du das nicht schaffen.
- Zum Thema Automatisierung hatte ich ja auch schon einen Podcast gemacht. Die ist nicht per se schlecht, aber nur mit Automatisierung allein kommst Du auch nicht weit.
- Wichtig ist, dass Du da tatsächlich als Mensch auftrittst. Dann werden Dir auch echte Menschen folgen und die werden mit dir interagieren und dann wird Dich Twitter irgendwann relevant finden.
- Mach also nicht nur das, was ein programmiertes Tool auch hinbekommt, sondern auch das, was Menschen tun.
- Folge interessanten Leuten
- Lies deinen Feed und interagiere mit dem was Du da findest
- Like Tweets die Dir gefallen. Das müssen nicht immer nobelpreisverdächtige Aussagen sein. Du fandest was ehrlich nett oder interessant, dann drück einfach mal auf das Herzchen.
- Retweete was Dir besonders gefällt. Ich nutze dabei meistens die Zitierfunktion und gebe noch meine eigene Meinung dazu.
- Manchmal ergeben sich daraus dann Gespräche mit dem Absender des Ursprungstweets.
- Das gleiche gilt für Antworten.
- So baust du auch Beziehungen auf. Diese Menschen folgen Dir nicht, um zurückgefolgt zu werden, sondern weil sie Deine Tweets wirklich lesen wollen. Die interagieren dann auch mit Deinen Tweets und das hilft Dir wieder.
- Das klingt banal, aber es läuft wirklich noch so. Meiner Meinung nach kann man das auch nicht wirklich automatisieren. Zum Teil und zur Unterstützung sicher. Aber nicht so dass Du glaubwürdig als Mensch und nicht als Automatismus rüberkommst.
So, das waren unsere Erfahrungen aus über 2 ½ Jahren und 2 ½ Accounts auf Twitter.
Mich würde jetzt interessieren, ob Du ähnliche Erfahrungen gemacht hast, oder vielleicht auch ganz andere. Wenn es noch andere Erklärungen gibt, ergänze ich die hier gern, natürlich auch mit Quellenangabe.
Wenn wir alle unsere Erfahrungen zusammenlegen, ergibt sich ein viel genaueres Bild, das auch wieder uns allen hilft.
Also schreib mal Deine Erfahrungen mit den Aktivitäten und Einblendungen auf Twitter in die Kommentare.
Ich bin Dagmar Recklies und ich unterstütze Selbständige und Solo-UnternehmerInnen dabei, die richtigen Menschen mit den richtigen Angeboten und Botschaften zu erreichen.
Das heißt, ich helfe Dir Deine Positionierung zu entwickeln:
- Wer ist Deine Zielgruppe? Was sind das für Menschen? Wie erreichst Du sie am besten?
- Wofür willst Du bekannt sein? (d.h. wie breit oder spitz stellst Du Dich am besten auf?)
- Warum soll jemand gerade bei Dir kaufen?
- Wofür stehst Du?
- Wie wirst Du interessant, einprägsam und wiedererkennbar?
- und vieles mehr
Weil eine Positionierung allein nichts nützt, schaue ich immer auch auf Dein Marketing, deine Sichtbarkeit und Deine Angebote.
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