Ein gutes Netzwerk ist eine wichtige Säule des unternehmerischen Erfolgs. Man hilft sich gegenseitig, stellt gemeinsame Projekte auf die Beine, hat jemanden zum Reden … Vor allem aber ist Netzwerken eine der wirksamsten Sichtbarkeitsstrategien die ich kenne.
Netzwerken ist deshalb für jeden Selbständigen und Unternehmer eine Pflichtaufgabe. Das Problem ist nur: Was für die Einen eine angenehme Seite des Unternehmertums ist, das ist für Andere harte Arbeit. Zum Beispiel für mich.
Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade Networking-Erfolg im ersten Halbjahr 2016 von Sabine Piarry teil. Mein Erfahrungsbericht zeigt, dass das Konzept „Netzwerken“ viele Seiten haben kann. Jeder muss für sich den Ansatz finden, der für ihn funktioniert.
Zum Start ein Tiefschlag
Ich treffe oft auf Menschen, für die networking so selbstverständlich zu sein scheint wie atmen. Die denken gar nicht darüber nach. Die tun das einfach – bei allem was sie tun. Leider übersehen diese Menschen manchmal, dass nicht jeder so tickt wie sie.
Ich bin introvertiert. Netzwerken ist für mich eine bewusste Tätigkeit und fällt mir dementsprechend schwer.
Im Januar landete ich als langjährige Unternehmerin durch Zufall in einem Existenzgründerseminar. In der Vorstellungsrunde konnte jeder seine Fragen, Erwartungen und Problemfelder nennen. Also erklärte ich, dass ich ein schlechter Netzwerker bin, was schlecht fürs Geschäft ist. Ich hoffte auf gute Tipps.
Die Antwort des Referenten:
„Schlechte Netzwerker gibt es nicht. Wer das von sich behauptet, ist nur zu faul zum netzwerken.“
Rumms! Das saß. Zum Glück ist mein Ego stabil genug, diese Aussage unter „Du Depp“ zu verbuchen.
Zum Grübeln gebracht hat sie mich trotzdem. Natürlich könnte und müsste ich mehr tun.
Der Augenöffner – ein Buch
Ein paar Wochen später spielte mir ein anderer Zufall das Buch Networking für Networking-Hasser von Devora Zack in die Hände. Dieses Buch ist wie für mich geschrieben. Es war ein Augenöffner:
- Nein, ich bin kein seltsamer Sonderfall. Ungefähr der Hälfte der Weltbevölkerung geht es ähnlich wie mir. Wir fallen nur nicht so auf weil die anderen lauter sind und weil wir alle krampfhaft versuchen, unsere vermeintliche „Schwäche“ zu überspielen.
- Introvertierte netzwerken nicht schlechter, sondern anders.
- Dass ich in Situationen mit vielen Menschen immer in ruhige Ecken flüchte ist kein Fehler sondern für mich genau der richtige Ansatz. Während Extrovertierte ihre Akkus unter Menschen aufladen, entleeren sich meine dort. Ich brauche die kleinen Pausen für mich, um meine Akkus wieder aufzuladen.
Dieser letzte Punkt hat für mich ganz viel geändert. Ein Verhaltensmuster das ich früher als Fehler angesehen und mit viel Energie vergeblich bekämpft habe wurde plötzlich mein Verbündeter. Überall wo ich mit vielen Menschen zu tun habe baue ich jetzt bewusst kleine „Erholungspausen“ ein. Es funktioniert.
Netzwerken offline – Rausgehen hilft
Ausgestattet mit diesen Erkenntnissen ging ich in die nächsten Veranstaltungen mit guter Vorbereitung und einer positiven Grundeinstellung. Das Ergebnis überraschte mich positiv:
Ich hatte Spaß und nahm aus jeder Veranstaltung irgendetwas mit: eine neue Geschäftsidee, neue Kenntnisse über die Probleme meiner Zielgruppe, interessante neue Kontakte …
Ausgewiesene Networking-Veranstaltungen sind übrigens ideal für Menschen denen es schwer fällt, andere anzusprechen. Jeder weiß dass jeder andere auch hier ist um Kontakte zu knüpfen – möglichst solche die ihn geschäftlich voranbringen. Daher kommt es auch nicht negativ an, wenn man selbst berichtet was man anderen Gutes tun kann. Man muss nicht einmal andere aktiv ansprechen. Da alle zum netzwerken da sind, muss man sich eigentlich nur mit freundlich-aufgeschlossenem Blick im Getümmel postieren und abwarten. Es dauert nicht lange und irgendwer spricht einen an.
Netzwerken online – ein guter Kanal für mich
Auf einem Seminar lernte ich die Unternehmerin Jutta Haupt kennen. Sie ist eine dieser Personen, die bei allem was sie tun immer auch netzwerken. Ihr verdanke ich zwei weitere wichtige Erkenntnisse:
„Wenn Du introvertiert bist, dann netzwerke doch mehr online. Du schreibst doch gern. Das fällt Dir garantiert leichter.“
Dass mir das erst jemand sagen musste!
- Durch Jutta habe ich Xing als Networking-Plattform für mich entdeckt. Ich war dort lange Jahre nur ein passiver Nutzer. Jetzt habe ich mein Profil aufpoliert, bin in mehreren Gruppen aktiv und erweitere so ganz nebenbei mein Netzwerk.
(Wenn Sie sich auf Xing mit mir vernetzen wollen – hier bin ich)
Nachtrag 2024: Xing ist längst in die Bedeutungslosigkeit verschwunden. Doch es war meine Initialzündung dafür, später auf Facebook und LinkedIn ein Netzwerk aufzubauen, das mich wirklich vorangebracht hat.
Selbst wenn auch Facebook heute gern totgesagt wird – ich bin immer noch gern dort. Hier erzähle ich, warum die Entscheidung Facebook – Gehen oder bleiben? für mich zugunsten von Facebook ausgefallen ist.
Mein Networking-Fazit
Es gibt tatsächlich keine schlechten Netzwerker.
„Nur zu faul zum netzwerken“ ist allerdings die falsche Erklärung.
Es gibt höchstens Menschen, die „ihren“ Networking-Weg noch nicht gefunden haben.
Meinen Weg kennen Sie jetzt. Welches ist Ihrer?
Für mehr Motivation zum Netzwerken empfehle ich das Podcast-Gespräch Netzwerken als Selbständige und Solo-UnternehmerInnen – Viel leichter und wirksamer als Du vielleicht denkst

Ich bin Dagmar Recklies und ich unterstütze Selbständige und Solo-UnternehmerInnen dabei, die richtigen Menschen mit den richtigen Angeboten und Botschaften zu erreichen.
Das heißt, ich helfe Dir Deine Positionierung zu entwickeln:
- Wer ist Deine Zielgruppe? Was sind das für Menschen? Wie erreichst Du sie am besten?
- Wofür willst Du bekannt sein? (d.h. wie breit oder spitz stellst Du Dich am besten auf?)
- Warum soll jemand gerade bei Dir kaufen?
- Wofür stehst Du?
- Wie wirst Du interessant, einprägsam und wiedererkennbar?
- und vieles mehr
Weil eine Positionierung allein nichts nützt, schaue ich immer auch auf Dein Marketing, deine Sichtbarkeit und Deine Angebote.
Judith Torma says
Glückwunsch zum Umgang mit diesem besonderen Trainer – jeder netzwerkt anders. Ich freue mich zu lesen, dass Sie nun Ihren eigenen Weg gefunden haben.
Als Anregung: Wie wäre es im Team oder in einer kleinen Gruppe. Mir ist dieses Jahr aufgefallen, dass es mir leichter fällt zu sagen „Wir haben hier ein tolles Kennlernangebot.“
In diesem Jahr hatte ich das Glück einige Trainer kennenzulernen, die gut zu mir passen und deshalb berichte ich jetzt mit viel Freude darüber, was wir so alles anstellen. Viel einfacher, als
immer nur von mir zu sprechen….
Ich gehe jetzt mal zu Xing – auf ihr Profil.
Karin Immler says
Liebe Dagmar,
„Du Depp!“ war die einzig richtige Reaktion. Ich verstehe gut, wovon Sie schreiben. So von einem zum anderen zu gehen und anzupreisen, was man zu bieten hat – ich mag das auch nicht. Aber schreiben! Da bin ich ganz bei Ihnen. Das ist auch für mich die angenehmere Variante. Und das Internet bietet so viele – auch qualitätsvolle – Möglichkeiten.
Weiterhin viel Freude wünsche ich Ihnen
Karin Immler
Dagmar Recklies says
Liebe Karin,
danke für Ihr Feedback.
Ja, der Spruch des Beraters war in dem Moment schon der Hammer. Später habe ich mir gedacht, er arbeitet ja mit Existenzgründern. Da wird er schon viele Traumtänzer erlebt haben. Vielleicht holt er die lieber früher als später auf den Boden der Realität zurück. Trotzdem, etwas anders hätte man das schon formulieren können.
Grüße Dagmar
Anja Röck says
Hallo Dagmar,
wie gut, dass es diese Blogparade gibt und vielen Dank für deinen wertvollen Artikel!
Ich bin zwar überwiegend ein ganz guter Netzwerker (denke ich), doch kann ich das Bedürfnis nach den ruhigen Ecken gut nachvollziehen. Diese genieße ich auch immer wieder und habe dort schon so manches gute Gespräch geführt.
Herzliche Grüße
Anja (Röck)
Dagmar Recklies says
Hallo Anja,
ja, allein die Erkenntnis dass eine ruhige Ecke keine Flucht sondern eine strategische Position ist, hat mir schon viel gebracht.
Grüße Dagmar
Sabine Piarry says
Hallo Dagmar,
ein ganz starker und wertvoller Erfahrungsbericht. Ja, wir müssen beim Netzwerken herausfinden, was passt. Es gibt für jeden einen Spaßfaktor, den es zu finden gilt.
Und Social Media ist in der Tat für Introvertierte häufig leichter als eine reale Netzwerk-Veranstaltungen mit vielen Power-Netzwerkern, von denen man sich schnell an die Wand gedrückt fühlt.
Mein Tipp: Beobachte, was dir Freude macht und das verstärke.
Viele Grüße von Sabine
Dagmar Recklies says
Hallo Sabine,
danke für Deine Rückmeldung und Ermutigung.
Das Thema hat mich einfach spontan angesprochen. Ich wusste sofort, dass ich dazu etwas zu erzählen habe.
Grüße Dagmar