Was, wenn jemand unsere Inhalte weiterreicht und damit Marketing für uns macht?
Die Angst vor dem Content-Klau – die kennen viele Selbständige, die Contentmarketing machen oder digitale Produkte anbieten.
Klar, niemand möchte, dass jemand unsere Arbeit abgreift und damit selbst Geld macht. Wir wollen auch nicht, dass jemand unsere Inhalte weiterreicht, für die wir eigentlich bezahlt werden wollen.
Da sind wir uns einig. Das geht nicht.
Doch es gibt auch eine andere Sichtweise.
Ist es wirklich immer ganz schlimm, wenn jemand unsere Inhalte nimmt und weiterreicht?
Ich war gestern auf einem Konzert.
Da sind Mitschnitte und Fotos meist verboten.
Diesmal nicht.
Man kann das als Content-Klau ansehen.
Oder als Empfehlung von begeisterten Fans.
Anhören oder Lesen
Alltag auf Konzerten und Aufführungen – Bitte keine Fotos und Mitschnitte
Du warst bestimmt in den letzten Jahren mal auf einem Konzert oder einer anderen Aufführung. Dabei gibt es – spätestens seit dem Aufkommen der Smartphones und Digitalkameras – eine neue Tradition:
Vor dem Beginn kommt eine Durchsage mit einer ernsten und wichtig klingenden Stimme: Jegliche Bild- und Tonaufzeichnungen sind strengstens verboten. Zuwiderhandlungen werden geahndet.
Also wir sind uns hier einig, dass die Rechte der Künstler und Veranstalter an ihren Inhalten gewahrt werden müssen. Raubkopien und sowas gehen gar nicht.
Aber ich finde es auch irgendwie schade, dass ich mich halb kriminell fühle, wenn ich für ein privates Erinnerungsfoto mal unauffällig das Handy hochhalte und einen schnellen Schnappschuss mache.
Hoffentlich merkt das keiner!
Soweit zur üblichen Situation.
Der andere Ansatz – keine Verbote
Gestern Abend war ich auf einem Konzert von Anne Clark. Wenn Du in meinem Alter bist, erinnerst Du Dich vielleicht – frühe 80er Jahre. Sleeper in Metropolis war ihr erster großer Hit.
Da waren wir gestern und irgendwann fiel es mir auf: „Die singt ja schon. Es gab gar keine Ansage, dass man keine Aufnahmen machen darf!“
Die Leute haben das auch reichlich genutzt. Ich saß ziemlich weit hinten und konnte das ganz gut sehen. Irgendwo hat immer ein Handydisplay geleuchtet.
Und ich fand das auch ganz sinnvoll:
Fotos von Konzerten sind auch Marketing
Anne Clark hat ihre Fangemeinde. Seit 40 Jahren. Unser nicht ganz kleines Theater hier in Rüsselseim war fast komplett ausverkauft. Aber sie ist jetzt auch nicht der riesige Top-Act, der ganze Stadien füllt.
Ich denke, sie wird gar nicht böse sein, wenn jemand heute auf Facebook einen 3-Minuten-Clip von gestern postet und irgendwas dazu schreibt von „Wahnsinns Konzert. Tolle Musik.“
Das ist doch eine Empfehlung. Da machen Fans Marketing für sie!
Außerdem denke ich, die Gefahr, dass jemand nicht die Konzertkarten für Anne Clark kauft, weil er sich lieber 1 ½ Stunden, wackelige Handy-Aufnahme mit schlechtem Ton anschaut und dann denkt „Hey, so habe ich es doch auch gesehen“, die ist eher minimal.
Live dabei zu sein ist doch nochmal etwas ganz anderes.
Und damit schlage ich den Bogen von Anne Clark zu uns, die wir Contentmarketing machen.
Bei uns ist die Situation doch ähnlich.
Content-Klau und Inhalte weiterreichen ist nicht in Ordnung
Natürlich wollen wir nicht, dass jemand unsere Inhalte abgreift und irgendwo weiterverkauft.
Absolut nicht.
Und eigentlich wollen wir auch nicht, dass sich jemand unser Freebie holt und an 5 Leute weiterreicht. Die sollen sich doch gefälligst in unsere Liste eintragen und sich selbst das Freebie bestellen.
Ja? Na ja, im Grund schon.
Content weiterreichen als Empfehlung
Sehen wir es einmal anders: Jemand findet mein Freebie so toll findet, dass er oder sie das gleich mal an 5 Leute weiterschickt. Klar, die tragen sich erstmal nicht bei mir ein.
Aber immerhin hat diese Person mich 5 Leuten weiterempfohlen. Wenn auch nicht ganz auf dem perfekten Weg.
In meinen Freebies ist immer am Ende eine Seite mit meinen Kontaktdaten und den Links, wo man mir folgen kann.
Also wenn mein Freebie diese 5 Leute begeistert hat, dann kommen sie wahrscheinlich von selbst und tragen sich doch noch ein.
Hinweis:
Warum ich keine Angst vor dem „Freebie-Jäger mit der Gratis-Mentalität habe, habe ich schon in einem anderen Beitrag erklärt:
Kann ich auch zu viel Gratis-Content herausgeben? So beurteilst Du die Risiken
Anderes Szenario
Wenn tatsächlich mal eine Kundin eines meiner Arbeitsblätter an eine Kollegin weitergibt – Ja, schön ist es nicht. Aber wenn diese Kollegin nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, dann weiß die, dass sie ganz allein nur mit dem Arbeitsblatt auch nur bis zu einem bestimmten Punkt kommt.
Was ihr fehlt, ist die Live-Atmosphäre im Konzert – beziehungsweise das persönliche Durchsprechen und Weiterdenken ihrer Ergebnisse mit mir.
Ich denke die Chancen stehen nicht schlecht, dass diese Kollegin früher oder später mit meinem Arbeitsblatt in der Hand bei mir aufschlägt und mich bucht.
So, wie ich einen Handy-Mitschnitt von einem Anne Clark Konzert als Kostprobe ansehen würde, und dann erst Recht die Konzertkarten kaufen würde.
Wenn wir das so sehen, müssen wir doch gar nicht so viel Angst vor dem Content-Klau haben, oder?
So lange niemand damit Geld macht, sehe ich das erstmal immer als kostenlosen Empfehlungsmarketing an.
Was denkst Du?
Brigitte Jülich says
Toller Ansatz, so zu denken und es auf den Punkt zu bringen.
An Weiterempfehlung hätte ich dabei-Content-klau- nicht gedacht. Es lohnt sich doch, mindestens zwei Meinungen zu hören oder zu lesen.
Tatsächlich ist es oft hilfreich, verschiedene Meinungen zu einem Thema zu hören oder zu lesen. Dies ermöglicht es, sich ein umfassenderes Bild zu machen und verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen.
Der Austausch von Ideen und Meinungen trägt oft dazu bei, dass man sein eigenes Verständnis vertieft und möglicherweise auch neue Aspekte in Betracht zieht.
Content-Klau hingegen ist natürlich keine ethisch vertretbare Herangehensweise.
Originalität und Anerkennung der Arbeit anderer sind wichtig, um eine positive und kooperative Diskussionskultur zu fördern. Die Berücksichtigung unterschiedlicher Standpunkte, gepaart mit Respekt und Fairness, trägt dazu bei, dass die Diskussion bereichernd und konstruktiv bleibt.
Insgesamt ist es also eine gute Idee, sich breit zu informieren und verschiedene Meinungen in Betracht zu ziehen, solange dies auf respektvolle Weise geschieht.
Dagmar Recklies says
Vielen Dank für Deine Gedanken, liebe Brigitte.
Klar, der Titel ist etwas provokant und echter Content-Klau ist inakzeptabel.
Aber wenn es jemand als ehrliche Empfehlung macht, dann ist das für mich in Ordnung