Auch disruptive Veränderungen kommen nicht über Nacht – Nutze diese Zeit
Shownotes
Disruptive Veränderungen sind heute unvermeidlich. Doch so ganz über Nacht kommt die Disruption meistens auch nicht. Tatsächlich bleibt Unternehmen und jedem Einzelnen oft noch Zeit, sich auf die Veränderungen einzustellen. Man muss sie nur rechtzeitig erkennen und rechtzeitig handeln.
Im Podcast erwähnt:
- Artikel The Fear of Disruption Can Be More Damaging than Actual Disruption
- Artikel Prognosen der Zukunft auf ki-blog.de
- Podcast #98 Fit für die Digitalisierung – wie viel Eigeninitiative ist zumutbar?
Transkript
In dieser Episode geht es um Disruption – also um so weitreichende Veränderungen, dass sie ganz Branchen auf den Kopf stellen, ganze Geschäftsmodelle aushebeln und Unternehmen nur so wegfegen können.
Das habe ich jetzt bewusst so dramatisch formuliert, weil das gefühlt auch etwas die allgemeine Sichtweise auf dieses Thema ist.
Allein der Begriff disruptive Veränderung löst bei vielen Menschen gleich so einen kleinen Schauer auf dem Rücken aus. Und das passt auch alles gut zusammen, denn damit kann man auch prima Geschäfte machen. Das Thema füllt Sachbücher und Publikumszeitschriften, es gibt Seminare dazu und Heerscharen von Beratern verdienen ganz gut daran.
Und ich will das hier auch nicht kleinreden. Ignorieren bringt nichts. Panik aber auch nicht.
Dazu bin ich letztens auf einen sehr interessanten Artikel gestoßen, der das Thema Disruption in ein etwas anderes Licht rückt. Der hat mich jetzt die ganze Zeit nicht losgelassen und deshalb teile ich meine Gedanken dazu jetzt mit Dir in diesem Podcast.
Fakt ist: Bei aller Dynamik und Disruption – so ganz über Nacht kommen die Veränderungen dann meist doch nicht. Und damit haben die meisten Unternehmen noch Zeit zu reagieren. Sie müssen es nur tun.
Das gleiche gilt übrigens auch für jeden Einzelnen. Zum Beispiel für jeden Mitarbeiter der Angst hat, dass sein Arbeitsplatz wegdigitalisiert wird.
Die Fakten – Wie schnell wirkt die Disruption?
Ich bin also letztens auf einen spannenden Artikel auf der Webseite von Strategy+Business gestoßen. Der da heist:
„The fear of disruption can be more damaging than actual disruption“
Die Angst vor der Disruption kann mehr Schaden anrichten, als die Disruption selbst.
Darin wird – mit einer Untersuchung untermauert – die These aufgestellt, dass die Geschwindigkeit von disruptiven Veränderungen in den meisten Branchen deutlich langsamer ist, als man sich das so vorstellt.
Dadurch haben die betroffenen Unternehmen in der Regel auch ausreichend Zeit, etwas zu unternehmen. Wenn sie es denn tun.
In dem Artikel heißt es, das die meisten Unternehmen, die von solchen disruptiven Veränderungen wirklich getroffen werden, schon vorher in irgendeiner Form geschwächt waren, oder dass sie ihren Niedergang durch Aktionismus und panikartige Reaktionen erst noch richtig beschleunigt haben.
Das ist erstmal harter Tobak.
Aber dann habe ich weiter darüber nachgedacht, wie schnell mache Veränderungen denn wirklich gekommen sind oder prognostiziert werden. Wenn man das so sieht, dann ist da etwas dran.
Jetzt aber erst noch mein üblicher „Disclaimer“. Ich will hier nichts kleinreden oder verharmlosen. Sich die Welt schön zu gucken ist definitiv nicht mein Ansatz. Ja, wir leben in einer Welt, in der sich die technologischen Veränderungen exponentiell beschleunigen. Ich sage nur Moores Law.
Das Mobiltelefon hat noch 16 Jahre gebraucht bis es 100 Mio. Nutzer hatte. ITunes brauchte nur noch 6,4 Jahre. Pokemon go hat 19 Tage gebraucht um 50 Mio. Downloads zu erreichen. Die 100 Mio. sollen so ungefähr einen Monat nach Erstveröffentlichung erreicht worden sein. Aber da habe ich keine exakten Zahlen gefunden.
Also bitte, Du sollst technologische Entwicklungen und ihre Auswirkungen in jedem Fall erst nehmen. Die Einschläge kommen schon immer schneller. Aber Du sollst eben auch nicht in Panik verfallen. Noch wird hier so schnell nichts über Nacht weggefegt.
Ich habe da mal ein paar spannende Beispiele zusammengetragen.
Whatsapp hat immerhin noch 2,3 Jahre gebraucht, bis es 100 Mio. Nutzer hatte.
Wenn ich davor schon einen halbwegs populären Kommunikationsdienst gehabt hätte, hätte ich mir doch wohl in über 2 Jahren irgendwas überlegen können, damit mein Geschäft nicht komplett weggefegt wird.
Ich hätte dieses Whatsapp-Phänomän nur rechtzeitig ernst nehmen müssen.
Amazon ist 1994 an den Start gegangen. Schon 1997 hatten die knapp 150 Mio. USD Umsatz.
Irgendwann nach der Jahrtausendwende merkten die Buchhändler erstaunt, dass ihnen massiv Geschäft wegbricht.
Der deutsche Buchhandel meines Wissens bis heute nicht geschafft, dem eine halbwegs tragfähige Antwort in Form eines deutschen Onlineshops für Bücher entgegenzusetzen. (Wenn mir da etwas entgangen ist, teile mir das bitte mit. Ich aktualisiere diese Passage dann.)
Die Fintechs sind auch nicht plötzlich und unerwartet wie die Pilze aus dem Boden geschossen:
- Der Begriff Financial Technology wurde schon 1993 geprägt.
- Die ersten Vorläufer der Fintechs – sprich technologiebasierte Finanzdienstleistungen entwickelten gemeinsam mit dem Internet in den 90ern
- Paypal bzw. eines der beiden Vorgängerunternehmen wurde 1998 gegründet
- 2009 kam die Bitcoin v 0.1 auf den Markt
- Seit 2011 gibt es Google Wallet
Immerhin haben die Banken dem Ganzen nicht nur zugeschaut wie die hypnotisierten Kaninchen. Manche waren aktiver, manche eher nicht so. Aber insgesamt investieren und experimentieren sie schon mit Financial Technology Lösungen. Und wer von den Banken das Gefühl hat, er kriegt das selbst nicht so richtig hin, der kooperiert dann eben mit ein paar Fintechs.
Klar ist das Thema Banken und Fintechs noch nicht bis zu Ende durchdiskutiert und vielleicht wird auch die eine oder andere Bank auf der Strecke bleiben. Aber dass die Bankenbranche als Ganzes der Disruption zum Opfer fällt, da mache ich mir eher keine Sorgen.
Es geht also.
Und wenn wir mal auf ein paar aktuell ganz heiße Technologiethemen schauen, dann werden die auch nicht gleich nächste Woche ganze Branchen von der Bildfläche fegen:
Die folgenden Daten stammen aus einem Blogbeitrag mit ein paar Prognosen die das ki-blog.de zusammengetragen hat. Da heißt es u.a.
- Bis 2025 sollen 80% der Bandarbeiter in Betrieben von Maschinen abgelöst sein.
- Ebenfalls 2025 sollen ca. 30 % der Führungs- und Entscheidungsaufgaben von einer künstlichen Intelligenz getroffen werden.
- Die technische Singularität, also der Zeitpunkt ab dem Maschinen sich so rasant selbst verbessern, dass die weitere Entwicklung der Menschheit danach nicht mehr vorhersehbar ist, wird nun für 2029 prognostiziert. Diese Prognose ist aber ziemlich unsicher, die wurde auch in der Vergangenheit schon ein paar Mal verschoben.
- 2030 werden 10% aller Autos autonom unterwegs sein.
Erst 2030. Erst 10%.
Gut, das ist alles keine Ewigkeiten mehr hin, aber es ist auch alles nicht nächstes Jahr.
Die Disruption lässt uns noch etwas Zeit – Was tun wir damit?
Aber was bedeutet das denn genau?
Erstens müssen wir uns daran erinnern – und das wollte ich auch mit meinen Beispielen von vorhin zeigen – immer schneller werdender technologischer Wandel bedeutet ja nicht gleich, dass jede Branche und jedes Geschäftsmodell von heute auf morgen unter die Räder kommt.
Es bedeutet auch nicht, dass aus jeder technischen Weiterentwicklung gleich ein disruptiver neuer Wettbewerber entsteht.
Es bedeutet aber, dass sich Dinge verändern und dass ich mich besser heute als morgen darauf einstelle.
Meistens ist nämlich noch Zeit zu reagieren. Das haben wir jetzt gesehen in den Beispielen. Man muss es nur tun. Und das gilt für Unternehmen genauso wie für Mitarbeiter, die Angst haben, dass ihre Arbeit wegdigitalisiert wird. (In dieser Episode bin ich schon einmal darauf eingegangen, wie wichtig in diesem Zusammenhang eigenverantwortliches Handeln ist.)
Wenn ich jetzt eine Führungskraft bin, dann weiß ich, dass in ungefähr etwas über 5 Jahren ein Drittel meiner Aufgaben von einer künstlichen Intelligenz übernommen wird.
Da kann ich jetzt hoffen dass das wieder weggeht oder dass ich einer von den 2/3 bin, die man auch später noch braucht. Oder ich kann heute schon mal anfangen zu überlegen, wie ich mich für 2025 richtig in Position bringe.
Es gibt genug Studien und Prognosen darüber, wie sich die Anforderungen an die Arbeit durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz verändern werden und was für neue Aufgaben – auch im Bürobereich – dadurch entstehen. Das kann man googeln.
Dann kann ich schon mal überlegen, wo ich mich da sehen würde. Und was ich dafür können muss und wo ich heute noch Lücken habe.
Das kann jeder. Die Informationen sind da. Man muss sie nur mal suchen und lesen und dann für sich ein sinnvolles Bild daraus zusammensetzen. Und dann handeln.
Wie gesagt, das gilt für Unternehmen wie für jeden einzelnen, ob Selbständiger oder Angestellter.
Für die allermeisten ist noch Zeit zum Reagieren. Man muss es nur tun.
Zwei Probleme in Unternehmen
Speziell in Unternehmen sehe ich dabei zwei mögliche Probleme. Beide entstehen wenn man zu wenig nachdenkt.
Eines hatte ich schon genannt. Wegducken und hoffen dass diese Disruption wieder aufhört oder dass es wen anders trifft, das funktioniert garantiert nicht.
Das zweite Problem geht in die andere Richtung. Darauf geht der Artikel den ich am Anfang erwähnt hatte auch ein.
Manche Unternehmen bekommen einen Riesen-Schreck und verfallen in totalen Aktionismus. Da werden Initiativen ohne Ende aus dem Boden gestampft. Am besten irgendwas was gerade so richtig en vouge ist und worüber alle reden. Also sowas wie Working out Loud weil man ja seine Kultur ändern soll, oder man gründet einen unternehmenseigenen Inkubator, um sich seine eigenen disruptiven Startups heranzuziehen.
Alles gut gemeint und besser als gar nichts tun. Aber ob das jetzt genau die Aktivitäten sind, die genau dieses Unternehmen jetzt bräuchte, das steht auf einem anderen Blatt.
Fazit
Und damit komme ich nun auch auf den Punkt und auf die Zusammenfassung:
Wie es aussieht, haben wir alle noch ein Bisschen Zeit – nicht endlos, aber immerhin.
Diese Zeit sollten wir nutzen um erstens die Situation vernünftig zu analysieren, um zu verstehen was da überhaupt genau passiert, um zu schauen wo die eigenen Stärken sind auf die man aufbauen kann und um dann eine eigene Strategie zu entwickeln. Und um dann zügig etwas zu tun.
Wenn Du das heute mitnimmst, dann habe ich mit diesem Podcast mein Ziel erreicht.
Ich bin Dagmar Recklies und ich unterstütze Selbständige und Solo-UnternehmerInnen dabei, die richtigen Menschen mit den richtigen Angeboten und Botschaften zu erreichen.
Das heißt, ich helfe Dir Deine Positionierung zu entwickeln:
- Wer ist Deine Zielgruppe? Was sind das für Menschen? Wie erreichst Du sie am besten?
- Wofür willst Du bekannt sein? (d.h. wie breit oder spitz stellst Du Dich am besten auf?)
- Warum soll jemand gerade bei Dir kaufen?
- Wofür stehst Du?
- Wie wirst Du interessant, einprägsam und wiedererkennbar?
- und vieles mehr
Weil eine Positionierung allein nichts nützt, schaue ich immer auch auf Dein Marketing, deine Sichtbarkeit und Deine Angebote.
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