Praxiserprobte Strategien zum Umgang mit Aufschieberitis oder Prokrastination
Shownotes
In dieser Episode geht es um Aufschieberitis – oder neudeutsch Prokrastination.
Das Problem daran ist ja nicht nur, dass wir die Aufgabe die wir eigentlich erledigen wollten nicht angehen. Dazu kommt, dass wir uns irgendeine Pseudo-Ersatztätigkeit suchen, uns daran festhalten und letzten Endes überhaupt nichts Wichtiges erledigen. Nicht die eigentliche Aufgabe und auch nichts anderes.
Ich gebe Dir heute praktische Tipps und berichte von meinen eigenen Erfahrungen: Was kannst Du in typischen Aufschieber-Situationen tun, damit Du die Lage wenigstens noch einigermaßen produktiv retten kannst?
Transkript
Der doppelte Schaden durch Aufschieberitis
Du kennst das garantiert. Du sitzt vor einer Aufgabe. Die ist wichtig. Oder dringend. Oder alles beides.
Und obwohl Du weißt wie wichtig und dringend das jetzt ist, kommst Du einfach nicht so richtig zu Gange. Du ertappst Dich immer wieder bei irgendetwas Anderem. Der Klassiker ist das Email-Postfach oder Facebook. Oder auch irgendwelche Nachrichtenportale mit klickträchtigen Überschriften.
An der Stelle hast Du 2 Probleme:
Erstens kommst Du nicht voran mit dem, was Du jetzt eigentlich schaffen willst und musst.
Wenn Du jetzt aber auch noch irgendwo in den Tiefen des Internets hängenbleibst und Dir einredest dass Du Dich gerade weiterbildest, oder Dich in der Teeküche rumtreibst und das vor Dir als Networking rechtfertigst – also wenn Du jetzt eigentlich gar nichts Vernünftiges machst – dann ist das zweite Problem eben dass Du in der Zeit überhaupt nichts schaffst.
Auch nicht solche Sachen die vielleicht nicht ganz so wichtig und dringend sind, aber auch erledigt werden müssten.
Und das ist dann eben doppelt schädlich.
Damit Du nun die Zeit nicht komplett vertrödelst, sondern wenigstens noch einigermaßen sinnvoll nutzt, solltest Du ein paar Strategien zur Hand haben. Wenigstens eine davon sollte Dich wieder halbwegs auf Kurs bringen. Bei mir funktioniert das inzwischen ganz gut.
Und deshalb gehen wir das jetzt durch:
Warum kommst Du mit dem was Du tun willst nicht voran? 2 Gründe
Erstmal musst Du unterscheiden, warum Du gerade nicht vorankommst. Im Grunde gibt es da 2 Möglichkeiten
- Entweder Du hast gerade einen Durchhänger und es geht im Augenblick gar nichts mehr. Auch nichts anderes.
- Oder Du drückst Dich wirklich nur vor dieser einzigen Aufgabe, weil sie Dir nämlich zu schwer oder zu komplex ist.
Ich fange mal mit dem letzten an, nämlich dass Du eigentlich ganz fit bist, nur nicht an diese konkrete Aufgabe rankommst.
Das hat ganz oft einen konkreten Grund:
Aufschieberitis weil Dir die Aufgabe zu schwer oder zu komplex ist
Meistens ist Dir in solchen Fällen die Aufgabe zu schwer. Bewusst oder unbewusst.
Das ist ganz oft so, wenn es um etwas Neues oder Unbekanntes geht, was Du so noch nie gemacht hast. Davor stehst Du nun. Damit musst Du klarkommen. Erstmal machst Du Dir bitte eines klar:
Es gibt Momente, da darf man sich einfach mal eingestehen, dass das jetzt nicht der richtige Moment für so ein Vorhaben ist.
Für diese Fälle habe ich immer ein paar Alternativaufgaben bereit. Irgendetwas steht ja immer an. Im Idealfall sind das Sachen die mir leicht fallen und die ich gern mache.
Dann komme ich zwar nicht mit dem voran, was ich eigentlich schaffen wollte. Aber ich schaffe wenigstens etwas anderes weg.
Wenn Du diese Strategie anwendest, solltest Du Dir aber unbedingt selbst einen Termin setzen, wann Du Dich wieder Deiner eigentlichen Aufgabe zuwendest.
Am besten Du berücksichtigst dabei auch Deinen Energielevel. Jeder von uns hat ja im Laufe des Tages so Zeiten wo er so richtig fit und leistungsfähig ist und solche, wo er sich besser nur was Einfaches vornimmt.
Also leg Dir die Aufgabe auf einen Zeitpunkt, wo Dein Gehirn normalerweise so richtig in Bestform ist.
Und dann gibt es noch einen wichtigen Schritt. Der hilft Dir auch, wenn Du Dir nicht zwischendurch eine Pause gönnen und was anderes machen kannst.
Meistens sind ja solche schwierigen Aufgaben einfach nur zu komplex. Du weißt dann gar nicht wo Du anfangen sollst und was der nächste Schritt ist.
Ich hab das schon mal in einem Podcast als Tipp gegeben und ich wiederhole das jetzt, weil es so grundlegend ist.
Zerlege solche komplexen Aufgaben so lange in ihre Einzelteile, bis jeder kleine Einzelschritt nicht mehr kompliziert und schwierig aussieht. Bis Du zumindest für die nächsten paar Teilschritte nur noch Aufgaben hast, mit denen Du klar kommst.
Aus denen suchst Du Dir dann die allereinfachste raus und fängst damit an.
So hast Du nämlich den wichtigen ersten Schritt getan und bist überhaupt erstmal wieder ins arbeiten gekommen.
Meistens geht es danach dann wieder leichter vorwärts und Du gehst fast von selbst zu den nächsten Schritten über.
Für mich ist es so, dass dieses Zerlegen in Einzelschritte schon der allererste Schritt ist.
Ich nehme mir dann meistens konkret vor:
„Morgen früh setzt Du Dich als erstes hin und zerlegst diese Sache mal in Einzelschritte und danach suchst Du Dir einen davon aus und fängst damit an.“
Oder ich mache das in Einzelschritte zerlegen sofort. Dann habe ich nämlich das richtig gute Gefühl, dass ich doch noch was an meiner Problemaufgabe gemacht habe. Und dann suche ich mir aus diesen Einzelaufgaben ein oder zwei aus, mit denen ich dann am nächsten Tag oder nach der Pause oder eben zu irgendeinem festen Termin weitermache.
Da suche ich mir dann auch wieder die allereinfachsten Schritte aus, damit ich gar nicht erst wieder einen Grund habe, mich vor irgendwas Schwierigen zu drücken.
Der Kern von diesen Sachen die ich Dir jetzt beschrieben habe ist, dass Du nicht weiter auf einem Problem herumkaust, mit dem Du jetzt schon nicht klar kommst. Damit Du es eben nicht noch fünf Mal vor Dir herschiebst.
Du musst irgendeinen Weg finden, wieder ins arbeiten zu kommen. Entweder so wie ich Dir das eben erklärt habe, oder auf einem anderen Weg, der für Dich funktioniert.
Aufschieberitis weil Du gerade zu wenig Energie hast
Ja, und wenn Du doch mal am Aufschieben bist, weil Du einfach einen kompletten Durchhänger hast und gar nichts mehr geht, dann bringt es meistens gar nichts, in die Motivationstrickkiste zu greifen und sich doch irgendwie für die Arbeit aufzuraffen.
Bei mir jedenfalls nicht.
Wenn Du müde bist, bist Du müde. Dann hör auf Deinen Körper und gönn Dir eine Pause. Die muss meistens gar nicht lang sein. Jedenfalls muss sie nicht gleich den Rest des Tages dauern.
Tu irgendetwas, was Dich wieder fit macht. Bei mir ist das meistens Frischluft und Bewegung – sprich: ein Spaziergang.
Ich hatte mal einen Chef, der hat zu mir gesagt
„Frau Recklies, wenn Sie mal mit irgendwas nicht weiterkommen, dann glauben Sie nicht, dass sie hier am Schreibtisch sitzen und auf den Monitor starren müssen. Wenn Ihnen das hilft dann gehen Sie spazieren oder setzen sich in ein nettes Café. Gehen Sie irgendwo hin, wo sie besser denken können. Das dürfen sie.“
Der Punkt ist, dass wir uns oft selbst erstmal die Erlaubnis geben müssen, irgendwo hinzugehen, wo wir besser denken können. Oder irgendwas zu tun, damit wir danach wieder besser denken können.
Das ist gut investierte Zeit.
Wichtig ist dann natürlich auch hier, dass Du Deine Problemaufgabe auch irgendwann wieder angehest. Da greifen dann die gleichen Techniken, die ich vorhin beschrieben habe:
- Konkreten Zeitpunkt vornehmen – und einhalten
- Aufgabe in ganz kleine Einzelschritte zerlegen
- Den leichtesten Einzelschritt auswählen und anfangen.
Zusammenfassung
Und das war dann eigentlich auch schon die Zusammenfassung von heute.
Zu der gemeinen Aufschieberitis musst Du Dir im Grunde drei Dinge merken:
- Sie kommt entweder daher, dass die Aufgabe vor Dir zu schwierig oder zu komplex ist oder daher, dass Du gerade einen totalen Durchhänger hast und jetzt ohnehin nichts zustande bringst.
- Sieh zu dass Du in diesen Fällen Deine Zeit nicht komplett sinnlos vertrödelst. Dann mach wenigstens etwas Anderes was auch getan werden muss oder etwas das Dich wieder fitter macht.
- Das „zu schwierig“ gehst Du an, indem Du die Aufgabe in möglichst kleine und möglichst einfache Einzelteile zerlegst. Dann machst Du mit Dir selbst einen Termin, wann Du den einfachsten dieser Teilschritte angehst.
Ja und manchmal hilft einfach nur eine Pause. Oder ein Ortswechsel. Am besten beides zusammen.
Bei mir funktioniert das jedenfalls wunderbar.
Ich bin Dagmar Recklies und ich unterstütze Selbständige und Solo-UnternehmerInnen dabei, die richtigen Menschen mit den richtigen Angeboten und Botschaften zu erreichen.
Das heißt, ich helfe Dir Deine Positionierung zu entwickeln:
- Wer ist Deine Zielgruppe? Was sind das für Menschen? Wie erreichst Du sie am besten?
- Wofür willst Du bekannt sein? (d.h. wie breit oder spitz stellst Du Dich am besten auf?)
- Warum soll jemand gerade bei Dir kaufen?
- Wofür stehst Du?
- Wie wirst Du interessant, einprägsam und wiedererkennbar?
- und vieles mehr
Weil eine Positionierung allein nichts nützt, schaue ich immer auch auf Dein Marketing, deine Sichtbarkeit und Deine Angebote.
Johanna Ringe says
Hm, ja, gute Ansatz, aber….
Es gibt noch andere Gründe für Prokrastination, die unter Umständen gar nichts mit der Aufgabe an sich zu tun haben. Beispielsweise könnte es sein, dass man vor den Konsequenzen Angst hat: was tu ich, wenn die Doktorarbeit fertig ist? Was mache ich, wenn die Platte/ die Idee / das Buch floppt? Was geschieht mit meinem Leben, wenn ich Erfolg damit habe?
Es gibt sehr viele Gründe….
Herzlichst
Johanna
Dagmar Recklies says
Hallo Johanna,
da hast Du natürlich Recht, es gibt noch ein paar mehr Gründe warum man etwas vor sich herschieben kann.
Das wäre fast noch ein Thema.
Viele Grüße
Dagmar