Ich sehe mir ja berufsbedingt sehr viele Websites an – von Kundinnen und Kunden und für Vorgespräche. Da stoße ich immer wieder auf ein sehr beliebtes Element:
Zitate.
Vom Dalei Lama, von Einstein, von Vordenkern und Größen der jeweiligen Branche.
So ansprechend das auf den ersten Blick wirkt – ich zucke dann jedes Mal zusammen, wenn ich Zitate auf der Website einer Selbständigen sehe.
Dann empfehle ich freundlich, das Zitat zu löschen. An diese prominente Stelle gehört etwas anderes.
Warum und was die bessere Alternative zum Zitat ist, das erfährst Du hier.
Lies weiter für
- Warum Zitate so gern genutzt werden, um die eigene Positionierung zu unterstreichen
- Warum ich das für keine gute Idee halte
- Was Du statt eines Zitates an prägnanter Stelle auf Deine Website schreiben solltest
- Wie Du Zitate doch verwenden kannst, aber mit viel stärkerer Wirkung
Warum Zitate auf der Website so gern genutzt werden, um die eigene Positionierung zu unterstreichen
Ich verstehe es ja, dass Zitate so ein beliebtes Element auf Websites, in Über-mich-Texten und Profilbeschreibungen von Selbständige und Solo-Unternehmern sind.
Der gut gemeinte Grundgedanke dahinter ist, dass jedes Zitat auch etwas über den Zitierenden aussagt
- Schau her, dieser Gedanke leitet mich.
- Das hier ist eine Person, deren Denkrichtung ich folge.
Zwischen den Zeilen schwingt – oft unbewusst – auch etwas mit wie
- Schau her, ich bin belesen und gebildet.
Natürlich positionierst Du Dich zu einem gewissen Grad auch über die Auswahl Deiner Zitat. Es ist ein unterschied, ob Du Mutter Teresa oder Jack Welch und Warren Buffett zitierst.
Außerdem sind die Zitate oder wenigstens ihre Urheber bekannt – wir haben also einen Wiedererkennungseffekt und hängen uns an das positive Image der Zitierten dran.
Ein weiterer Punkt ist sicherlich, dass Zitate wunderbar unverfänglich sind. Sie verleiten unbewusst zum Zustimmen und sind ein markanter Hingucker auf jeder Website.
So weit gehe ich durchaus mit.
Ein markantes Statement, optisch schön hervorgehoben, lockert jede Website auf und stärkt die Aussage.
Allerdings vermute ich, dass Zitate auch aus einem anderen Grund so populär auf Webseiten sind:
Starke, persönliche und überzeugende Websitetexte zu schreiben ist Arbeit. Das fällt einem nicht mal eben in einer entspannten Freewriting-Session zu.
Ein nettes Zitat herauszusuchen ist leichter.
Sich an das positive Image einer bekannten Persönlichkeit anzuhängen ist leichter.
Und damit komme ich auch schon zu den Gründen, warum ich bei Zitaten bekannter Persönlichkeiten auf Websites immer etwas zusammenzucke.
Man kann deren Wirkung nämlich auch anders sehen:
Warum Zitate auf Deiner Website nicht viel Gutes für Deine Positionierung tun
Ich steige mal ein mit noch einer Vermutung, warum Zitate so gern auf Websites verwendet werden:
Diese Zitate und Aphorismen sind so wunderschön formuliert.
Knackig auf den Punkt.
Gleichzeitig tiefgründig.
Voller Weisheit.
So würden wir auch gern schreiben können.
Können wir aber nicht.
Oder trauen wir uns nicht zu.
Also bedienen wir uns bei Goethe, Kant, dem Dalei Lama oder Tony Robbins.
Das Zitat auf Deiner Website signalisiert mir gerade:
- Du selbst hast offensichtlich nicht so tiefgründige, weise Gedanken.
- Du selbst kannst offensichtlich nicht so knackig auf den Punkt formulieren.
- Oder Du traust es Dir nicht zu.
Autsch!
Ich sage es mal ganz direkt:
Das dort ist Deine Website. Da präsentierst Du Dich als Expertin.
Und als Expertin hast Du nichts Eigenes zu sagen?
Da musst Du auf den Dalei Lama und Goethe zurückgreifen?
Dieses ansprechende Zitat da, das findet sich vermutlich noch auf 132 anderen Websites.
Kannst Du Dich damit wirklich positiv und einprägsam abheben?
Präsentierst Du damit wirklich Deine Expertise?
Ich drücke das Ganze nochmal etwas freundlicher aus:
Meinen Kundinnen sage ich immer
„Schau mal, wenn jemand auf Deine Website kommt, dann will die Person doch etwas über Dich wissen. Die will Dich kennenlernen und wissen wie Du tickst.
Sie will nicht wissen, wie belesen Du bist und dass Du gut zitieren kannst.“
Also, ich sage: Das geht besser!
Was Du statt eines Zitates an prägnanter Stelle auf Deine Website schreiben solltest
Zitiere nicht.
Schreibe etwas Zitierenswertes!
Die Leute wollen doch auf Deiner Website nicht lesen, was der Dalei Lama zu sagen hat, sondern was Du zu sagen hast.
An diese Stelle gehört eine knackige Aussage von Dir, die Du Deinen Kunden und Interessenten mitgeben willst.
Wirkt das nicht viel stärker, wenn die Leute bei Dir eine prägnante, einprägsame Aussage von Dir lesen?
Eine Aussage, bei der sie innerlich mit dem Kopf nicken und denke „Ja, stimmt ja. Cool“
Eine Aussage, bei der sie zu Dir mit dem Kopf nicken.
Das stärkt Deine Positionierung wirklich und ist einprägsamer als jedes noch so tolle Zitat.
Also tu Dir den Gefallen und schmeiß das Zitat von Deiner Startseite.
Stelle an die frei gewordene Stelle eine Aussage von Dir, die es wert ist, zitiert zu werden
Vermutlich stimmst Du mir gerade gedanklich zu.
Doch möglicherweise hast Du noch ein oder zwei Aber’s im Kopf.
Für die habe ich natürlich clevere Gegenargumente.
Ich habe aber gar kein so tolles, zitierfähiges Statement
Doch, ich wette Du hast eines. Es ist Dir nur nicht bewusst.
Wann immer ich mit meinen Kundinnen und Kunden ihre Positionierung entwickle, achte ich auf das, was sie mir erzählen und schreiben. Dabei tauchen immer – wirklich immer – bestimmte Aussagen auf. Die kommen immer wieder. Und die sind richtig stark.
Dann mache ich sie darauf aufmerksam:
„Du, das ist ein ganz tolles Statement. Merk Dir das. Die Aussage passt richtig gut zu Dir. Die ist wichtig für Deine Leute.“
Geh mal gedanklich Deine Kommunikation durch – Deine Blogartikel, Social Media Posts, Kundengespräche – welche wichtigen Aussagen kommen immer wieder?
Anschubhilfe dazu für Deine Gedanken
Vervollständige den Satz
Wer mich schon länger kennt, der weiß, dass ich immer sage …
Ich bin mir sicher, auf diesem Weg findest Du ein paar wertvolle, zitierenswerte Aussagen von Dir selbst.
Vielleicht hast Du noch ein anderes Aber im Kopf:
Aber dieses eine Zitat von Herrn XY, das passt hier so perfekt!
Gut, ich sage ja nicht, dass Du gar nicht zitieren darfst.
Wenn Herr XY Dir wirklich eine Steilvorlage geliefert hat, die man beim besten Willen nicht besser ausdrücken kann, dann probiere doch mal Folgendes:
XY sagt:
„Zitat von Herrn XY“
Ich sage:
„Knackige Ergänzung oder Interpretation von Dir, z.B. indem Du einen Schritt weiter denkst oder das Zitat auf die Welt Deiner Zielgruppe beziehst.“
So nutzt Du die Weisheit von Herrn XY um zu zeigen, dass Du selbst Erfahrung und Expertise hast und selbst etwas Wichtiges zu sagen hast.
Was passiert, wenn Du selbst zitierenswerte Dinge sagst
Ich wiederhole noch einmal:
Verwende keine Zitate von bekannten Personen.
Sage und schreibe selbst etwas Zitierenswertes.
Dann wirst Du zitiert und wirst bekannter.
Mir ist das letztens gelungen – eine wahre Begebenheit zur Illustration.
Meine geschätzte Kollegin und Mitglied im Positionierungs-Weiterdenker-Club – Martina Roters von Professionelle Werbetexte – postet derzeit jeden Freitag im Rahmen ihres Copywriting-ABC ein kurzes Video auf LinkedIn.
Was habe ich mich gefreut, als ich beim beim Buchstaben J plötzlich hörte „… meine Kollegin Dagmar Recklies hat da einen besseren Ansatz. Die nennt das …“
Ha, da hat mich jemand zitiert!
Glaub mir, das macht unbeschreiblich stolz – Jemand erwähnt mich als eine Person, die interessante, kluge Dinge von sich gibt!
Was kann einem denn Besseres passieren in Sachen Marketing, Bekanntheit und Positionierung?
Das wurde möglich, weil ich in meiner gesamten Kommunikation darauf achte, dass ich klare, prägnante, einleuchtende, inspirierende, einprägsame Aussagen unterbringe.
Mit einem Zitat von Einstein oder Seth Godin hätte ich das nicht erreicht.
Hast Du Zitate auf Deiner Website?
Schau doch gleich mal, ob Du sie durch eine starke eigene Aussage ersetzen kannst.
Berichte mir in einem Kommentar.
Ich bin Dagmar Recklies und ich unterstütze Selbständige und Solo-UnternehmerInnen dabei, die richtigen Menschen mit den richtigen Angeboten und Botschaften zu erreichen.
Das heißt, ich helfe Dir Deine Positionierung zu entwickeln:
- Wer ist Deine Zielgruppe? Was sind das für Menschen? Wie erreichst Du sie am besten?
- Wofür willst Du bekannt sein? (d.h. wie breit oder spitz stellst Du Dich am besten auf?)
- Warum soll jemand gerade bei Dir kaufen?
- Wofür stehst Du?
- Wie wirst Du interessant, einprägsam und wiedererkennbar?
- und vieles mehr
Weil eine Positionierung allein nichts nützt, schaue ich immer auch auf Dein Marketing, deine Sichtbarkeit und Deine Angebote.
Anette says
Hallo Dagmar,
eine interessante Betrachtungsweise! Da habe ich bisher noch gar nicht drüber nachgedacht.
Ich nutze eigene Zitate (aus dem jeweiligen Blogartikel) in jedem meiner Blog-Beiträge. Die lassen sich dann auch in Social Media Posts hervorragend einsetzen. Allerdings habe ich noch kein eigenes Zitat auf prominenter Stelle auf meiner Homepage. Da werde ich mal meinen Fundus durchforsten und schauen, ob mir was ins Auge springt! Danke für den Tipp!
Viele Grüße
Anette
Doro says
Liebe Dagmar,
deine Zeilen haben mich sehr nachdenklich gestimmt. Gerade wenn man am Anfang einer Businessgründung steht, schaut man viel an und sucht nach dem richtigen Weg. Nun werde ich mich mal gründlicher beobachten und nach meinen eigenen Zitaten Ausschau halten, um nach und nach die letzten Zitate meiner Website damit zu ersetzen. Danke für die guten Anregungen und Argumente, mehr Vertrauen in mich selbst zu haben.
Dagmar Recklies says
Das Selbstvertrauen in Dich darfst Du beruhigt haben.
Ich bin mir sicher, Du hast wertvolle Dinge zu sagen