Eigene Erfahrungen weitergeben – das ist ein wunderbarer Positionierungsansatz.
Doch Vorsicht ist geboten, wenn der eigene Lebenslauf zur Notlösung für fehlende Positionierungsideen wird.
In diesem Beitrag erfährst Du
- Wie das passieren kann
- 2 Beispiele für 2 typische Probleme mit einer Positionierung auf Basis eigener Erfahrungen
- Mein Umweg auf dem Weg zu meiner Positionierung
- Wie Du Deine Erfahrungen und Lebensstationen besser in Deine Positionierung einbringst
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Die oft logische Positionierung – Du nutzt Deine Vergangenheit, Erfahrungen und Lebensstationen
Das ist ein Positionierungsansatz, der recht verbreitet ist. Weil er naheliegend ist und für viele auch sehr gut passt: Du positionierst Dich auf Grundlage Deines bisherigen Weges – Was waren besondere berufliche oder private Stationen? Was sind besondere Erfahrungen? Welche Themen begleiten Dich schon lange?
Vor allem im Coaching-Bereich im weitesten Sinne ist für viele ein besonderes Ereignis oder prägendes Erlebnis der Auslöser, dass sie auf diesem Gebiet arbeiten und anderen Menschen helfen wollen.
Ganz typisches – und vollkommen konstruiertes – Beispiel:
Du hast zusammen mit Deinen Geschwistern für lange Zeit Deine pflegebedürftigen Eltern betreut. Das war keine leichte Zeit. Du bist gestärkt daraus hervorgegangen. Nun möchtest Du anderen Menschen in dieser Situation die Hilfe geben, die Du damals so dringend gebraucht hättest.
Wenn so eine ähnliche Situation Dein Antrieb ist und eine gute Grundlage für Dein Business, dann wunderbar. Freu Dich und dieser Artikel hier ist wahrscheinlich nicht der wichtigste, den Du von mir lesen solltest.
Doch nach meiner Erfahrung gibt es bestimmt genauso viele Selbständige, für die das nicht so einfach ist. Für die ist eine Positionierung auf Basis früherer Erfahrungen und Ereignisse zwar logisch, aber trotzdem nicht der richtige Weg. Dafür möchte ich Dich heute sensibilisieren. Und ich werde Dir natürlich Ansätze zeigen, wie Du mit dieser Situation umgehen kannst.
Positionierung auf Basis von Erfahrungen und Erlebnissen als erstbeste Idee
Ich habe das schon öfters in Vorgesprächen erlebt: Da spreche ich mit einer Person, die genau dieser Strategie gefolgt ist – Nimm eine wichtige Station oder Erfahrung aus Deinem Leben und mach das zur Grundlage Deiner Selbständigkeit – und Deiner Positionierung.
Das war entweder ihre eigene Idee oder sie war bei einem Coach, der sie ziemlich direkt in diese Richtung geschoben hat.
Also wir sind uns einig: „Ich mache alles für alle“ ist keine Positionierung. Das musst Du schon ein wenig eingrenzen, wenn Du Deine Positionierung entwickelst. Der Griff in die Vergangenheit ist naheliegend. Klar, da hat man etwas Handfestes und Glaubhaftes, auf das man aufsetzen kann
Manche Kollegen von mir scheinen das ganz systematisch zu machen. So kenne ich das aus anekdotischen Erzählungen. Da wird der Lebenslauf durchforstet nach etwas, das sich als Business-Nische eignet. Wenn Du dann ein paar Jahre Deine alten Eltern gepflegt hast, dann bist Du ziemlich schnell Coach für pflegende Angehörige.
Schön nischig. Du hast eine tolle Story aus Deinem Leben. Das ist überzeugend, authentisch und absolut glaubwürdig. Viel Erfolg damit. Das wird schon.
Das kann gut gehen. Rein rational ist das ein vernünftiger Schritt.
Es muss aber nicht gut gehen.
2 Probleme bei dieser Positionierungsstrategie
Bei dieser Strategie können 2 Fallen lauern. Die sorgen möglicherweise dafür, dass Du mit Deiner logischen und nischigen Positionierung nicht glücklich wirst. Oder zumindest unzufrieden.
Schauen wir uns das mit Hilfe von 2 komplett ausgedachten, aber typischen Beispielen an.
Beispiel 1:
Eine Frau hat eine Ausbildung zur Webdesignerin gemacht und möchte sich damit selbständig machen. Bisher hat sie im Backoffice im Bürobereich einer Bäckereikette gearbeitet.
Da ist es naheliegend, dass sie sich als Webdesignerin für das Bäckerhandwerk positioniert. Oder noch mehr in die Nische: Webdesign für Bio-Bäckerein.
Beispiel 2:
Ein selbständiger Fitness-Coach. Er war früher selbst adipös, also stark übergewichtig. Da ist es total überzeugend, wenn er sich jetzt als Fitness-Coach und Abnehmhelfer für Übergewichtige positioniert.
Das klingt beides gut. Nochmal, das kann eine solide Strategie sein
Muss es aber nicht. Jetzt besuchen wir unsere beiden frisch positionierten Selbständigen nochmal nach 6 oder 12 Monaten. Und finden beide ziemlich unzufrieden vor.
Die Webdesignerin hat den Markt falsch eingeschätzt. Biobäckerein haben nämlich Filialen mit Stammkundschaft und Laufkundschaft. Die brauchen gar nicht viel Webseite. Sie sind total happy mit ihrer vorhandenen Webseite aus dem Jahr 2011. Die Öffnungszeiten, die Filialadressen und eine Telefonnummer stehen drauf. Mehr brauchen sie höchstens, um Bewerber anzuziehen. Aber selbst das ist nicht so ein drängendes Problem, dass man gleich ein paar 1000 Euro an einen Webdesigner überweist.
Jedenfalls läuft es nicht so gut, wie sie sich das erhofft hatte.
Unser Fitness-Coach hat immerhin Kunden und Umsatz. Übergewichtige gibt es genug. Die fühlen sich bei ihm mit seiner Vorgeschichte richtig gut aufgehoben. Spaß hat er aber nicht mehr an seiner Arbeit.
Er ist tagtäglich nur mit Dicken zu tun, denen er einfachste Bewegungsabläufe beibringt. Außerdem fühlt er sich mehr als Mindset-Coach, weil er die Leute ständig über ihre eigenen mentalen Hürden schieben muss.
Seine Kunden machen Sport, weil sie müssen, nicht weil sie wollen. Das macht ihn auf Dauer nicht glücklich.
Nochmal – das sind ausgedachte Beispiele. Aber ich habe ähnliches schon in Kundengesprächen gehört. Diese Beispiele illustrieren schön die beiden geistigen Fallstricke:
1) Nur weil Du selbst aus einer Branche oder einer demografischen Gruppe kommst, heißt das noch lange nicht, dass diese Branche oder demografische Gruppe auch die Leistungen benötigt, die Du jetzt anbieten willst.
(So ging es der Webdesignerin)
2) Es ist nicht jedermanns Sache, sich tagtäglich bei andere Leuten mit dem Problem zu beschäftigen, das man selbst glücklich hinter sich gelassen hat.
(So ging es dem Fitnesscoach)
Praxisbeispiel: Mein eigener Positionierungsweg
Jetzt komme ich noch zu einem echten Beispiel, damit Du siehst, wie leicht man in diese oder ähnliche Fallen geraten kann. Ich bin da nämlich auch keine Ausnahme. Du weißt ja – der Schuster, der anderen das Schuhwerk schick macht und selbst … na ja, lassen wir das.
Also ich komme ja aus der Wirtschaftsförderung für kleine und mittlere Unternehmen und aus den internen Strategieabteilungen in 2 Unternehmen.
Da war es beim Schritt in die Vollzeit-Selbständigkeit nur logisch dass ich sage: Ich mache jetzt Strategieberatung für KMU (Kleine und Mittlere Unternehmen). Das ist das, wo ich Erfahrungen vorweisen kann. Geld für Beratung haben sie in der Regel auch.
Aus der Zeit stammt übrigens noch die Bezeichnung Die Strategieexperten, unter der ich zusammen mit meinem Mann ein paar Jahre aufgetreten bin und die Du noch an manchen Stellen meiner Website findest.
Na ja, jedenfalls bin ich als Neu-Selbständige, die sich neu in den sozialen Medien orientieren musste, ziemlich schnell in die Welt der Selbständigen und Solo-Unternehmer gedriftet. Ich war online ganz viel von dieser Bubble umgeben.
Den Bezug zur Welt der KMU habe ich dafür immer mehr verloren. Ich hatte einfach außerhalb von ein paar Kundenprojekten kaum noch Berührungspunkte zu Mittelständlern.
Dazu kam eine Erfahrung aus der Praxis. Bei Mittelständlern hast Du meistens mit den verschiedenen Hierarchieebenen zu tun. Da hatte ich glücklich die Fachabteilung von unserem Projekt überzeugt. Die wollten das auch und haben sich gefreut. Aber der Geschäftsführer hat das ganz anders gesehen. Projekt gecancelt.
Darauf hatte ich keine Lust mehr.
Bei den Solo-Selbständigen ist das viel direkter. Da rede ich mit der Person, die selbst über das Projekt entscheidet, selbst die Arbeit damit hat und es am Ende selbst umsetzt und bezahlt.
Also Selbständige als Zielgruppe.
Da habe ich dann ziemlich schnell gemerkt, dass Solo-Selbständige zwar durchaus eine ordentliche Strategieberatung brauchen. Aber mit dem Begriff „Strategie“ brauchte ich ihnen gar nicht kommen.
Damit mochte ich mir ja selbst kaum kommen.
Strategieberatung, das klingt für mich, als ob ich den dunklen Berateranzug und das weiße Blüschen dazu wieder aus dem Schrank hole.
So kam es, dass ich jetzt Positionierungsberatung einschließlich Marketing- und Angebotsplanung für Selbständige mache.
Im Grunde ist das natürlich Strategieberatung. Es heißt nur anders.
Damit habe ich nun endlich mein Ding gefunden und bin rundherum zufrieden damit.
Warum es doch richtig sein kann, die Positionierung mit eigenen Erfahrungen zu beginnen
Aber an meiner Geschichte kannst Du etwas ganz Wichtiges erkennen:
Dieser Zwischenschritt über die Strategieberatung für KMU, der ging rückblickend für mich in die falsche Richtung. Aber er war wichtig.
Als ich damals ab 2014 darüber nachgedacht hatte, aus dem Job im Bankcontrolling auszuscheiden und meine Nebenher-Selbständigkeit zum Vollzeit-Broterwerb zu machen, da hätte ich nie im Leben aus dem Stand auf „Positionierung für Selbständige und Solo-Unternehmer“ kommen können.
Das war damals einfach zu weit weg von allem, worauf ich hätte aufsetzen können.
Dieser Versuch, mich in der KMU-Welt zu etablieren, der war eine ganz wichtige Erfahrung für mich. Man muss ja auch erstmal herausfinden, was man nicht will und was nicht gut funktioniert.
Genauso kann das auch unseren beiden fiktiven Beispielen von vorhin gehen.
Die Webdesignerin, die musste wahrscheinlich erstmal selbst merken, dass Biobäckereien keine guter Markt für Website-Erstellung sind. Bisher hatte sie nur gesehen, dass viele Biobäckereien keine guten Websites haben.
Jetzt kann sie überlegen, ob sie vielleicht einen anderen Ansatz für diese Zielgruppe findet. Vielleicht kooperiert sie mit einer Personalberaterin und wird nun den Biobäckereien ihre Webseiten so aufpolieren, dass die für Bewerber super-attraktiv aussehen. Damit hat sie plötzlich ein Verkaufsargument.
Oder sie verändert ihre Zielgruppe. Vielleicht ist sie lokal gut vernetzt und ist sowieso schon für ein paar Unternehmen aus der Region zum Rundum-Sorglos-Full-Service-Dienstleister rund um ihre Websites geworden. Und da ist sie fast konkurrenzlos, weil die Leute es lieben, wenn man sich mal richtig gemeinsam an einen Tisch setzen kann.
Und unser Fitness-Coach? Der hat hoffentlich immerhin schon herausgefunden, mit welchem Typ Mensch er gern arbeitet und wie er diesen Typ Mensch am besten anspricht. So kann er jett seine Positionierung auch nachjustieren. Vielleicht richtet er sich jetzt an Berufstätige, die Sport eigentlich mögen und wieder mehr davon in ihr Leben bringen wollen.
So, nun fassen wir das ganze mal zusammen.
Positionierung auf Basis von Lebensstationen und Erfahrungen als Startpunkt und Sprungbrett
Eine Positionierung auf Basis Deiner bisherigen Lebensstationen und Erfahrungen kann ein toller Weg sein, muss aber nicht.
Also bitte aufpassen und sorgfältig prüfe.
In jedem Fall ist das ein guter Startpunkt um Deine finale Positionierung zu finden. Denn – Du kennst den Spruch von mir wahrscheinlich schon – Positionierung finden, das ist halb strukturierter Prozess und halb Intuition. Und Intuition ist auch mit Ausprobieren verbunden. Selbst der strukturierte Prozess ist mit Ausprobieren und Erfahrungen sammeln verbunden.
Und nein, es ist nicht schlimm, wenn Du nach einem halben Jahr nochmal umschwenkst.
Das ist ja selten ein knallharter Schwenk. Unser Fitness-Coach und die Webdesignerin, die werden nicht gleich die Berufe tauschen. Die verschieben doch eher die Schwerpunkte ihrer Tätigkeiten.
Das gehört dazu. Du hast das an meiner Geschichte gesehen.
Ich hätte damals nicht aus dem Stand auf die Positionierung kommen können, mit der ich heute sehr zufrieden bin. Ich musste das erst etwas einkreisen und auch herausfinden, was nicht funktioniert.
Positionierung ist immer etwas im Fluss. Wir verändern uns und lernen dazu. Der Markt verändert sich. Unsere Kunden auch. Da muss man sich ja fast mit verändern. Zur Positionierungsarbeit gehört immer auch Anpassen und Nachjustieren.
So lange Du nicht jedes Jahr einen harten Schwenk machst, ist das überhaupt kein Problem.
Deshalb, wenn Du Dir nicht sicher bist, ob diese Positionierung als Helferin für pflegende Angehörige das Richtige für Dich ist, nur weil Du das früher mal selbst gemacht hast, dann nimm das einfach mal als Ausgangspunkt Deiner Reise.
Du kannst Dir selbst etwas Zeit geben, diesen Weg zu erkunden und dann final zu entscheiden. Oder – wenn Du schon Zweifel hast – dann kannst Du Dich auch gleich etwas breiter aufstellen – vielleicht als Coach für Menschen in schwierigen familiären Situationen. Die pflegenden Angehörigen, die präsentierst Du als den Teil Deiner Zielgruppe, der Dir besonders am Herzen liegt.
Ja und natürlich erlaube ich mir an der Stelle wieder meinen Hinweis:
Wenn Du diesen Weg des Erkundens Deiner Positionierung nicht ganz allein gehen willst, weil Du nicht ewig in Deinem Gedanken-Kettenkarussel kreisen willst und weil Du Dir keine 5 Versuche leisten kannst und willst, dann mach das doch mit mir zusammen.
Ich unterstütze Dich mit meiner Erfahrung, meinem Blick von außen und meinen Ansätzen. Damit können wir Dich schnell auf einen Positionierungsweg setzen, der Deine Vergangenheit berücksichtigt und der heute so richtig zu Dir passt.
Informiere Dich hier über eine 1:1-Zusammenarbeit und mach einen unverbindlichen Termin für ein Kennenlerngespräch aus
https://www.reckliesmp.de/positionierung-erarbeiten/

Ich bin Dagmar Recklies und ich unterstütze Selbständige und Solo-UnternehmerInnen dabei, die richtigen Menschen mit den richtigen Angeboten und Botschaften zu erreichen.
Das heißt, ich helfe Dir Deine Positionierung zu entwickeln:
- Wer ist Deine Zielgruppe? Was sind das für Menschen? Wie erreichst Du sie am besten?
- Wofür willst Du bekannt sein? (d.h. wie breit oder spitz stellst Du Dich am besten auf?)
- Warum soll jemand gerade bei Dir kaufen?
- Wofür stehst Du?
- Wie wirst Du interessant, einprägsam und wiedererkennbar?
- und vieles mehr
Weil eine Positionierung allein nichts nützt, schaue ich immer auch auf Dein Marketing, deine Sichtbarkeit und Deine Angebote.
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